Inhalt
- Definition: Was versteht man unter Ruhepausen?
- Wie sind die Ruhepausen geregelt?
- Wie lauten Ziel und Funktion von Ruhepausen?
- Warum sind Ruhepausen so wichtig?
- Arbeitszeitgesetz: Werden Ruhepausen bezahlt?
- Welche gesetzlichen Sonderregelungen gibt es für Ruhepausen?
- Was passiert beim Verstoß gegen das Arbeitsschutzgesetz?
- Wunsch und Realität: Die Arbeitzeitgestaltung als immerwährende Herausforderung
Viele Arbeitnehmer empfinden ihren Arbeitstag als anstrengend – körperlich und geistig gleichermaßen. Um Ausgleich zu finden und in Balance zu kommen, machen sie Ruhepausen, die gesetzlich geregelt sind. Der folgende Artikel geht auf die wichtigsten Aspekte ein, die Arbeitgeber bei der gesetzlichen Gewährleistung von Ruhepausen unbedingt beachten müssen.
Definition: Was versteht man unter Ruhepausen?
Ruhepausen sind Zeitabschnitte von jeweils mindestens 15 Minuten, in denen Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit unterbrechen, um sich auszuruhen und Kräfte zu sammeln. Jene Arbeitnehmer, die ohne Unterbrechung sechs bis zu neun Stunden am Arbeitsplatz bleiben, können die Ruhepause von mindestens 30 Minuten machen. Bei der Arbeitszeit von mehr als neun Stunden müssen Ruhepausen mindestens 45 Minuten dauern.
Kurz veranschaulicht: Als klassisches Beispiel dient die Mittagspause. Erwähnenswert ist, dass es mehrere Arbeitspausen am Arbeitstag geben kann.
Wie sind die Ruhepausen geregelt?
Die Ruhepausen werden im Arbeitszeitgesetz geregelt. Der Anspruch der Arbeitskraft auf die Ruhepause ergibt sich somit unmittelbar aus § 4 des Arbeitszeitgesetzes (ArbZG). Ihre rechtlich vorgeschriebene Dauer ist das unbedingte erforderliche Mindestmaß. Dies bedeutet, dass Arbeitgeber nach ihrem eigenen Ermessen und nach Bedarf auch längere Ruhepausen anordnen können. Allerdings dürfen sie nicht unverhältnismäßig lang sein. Besteht im Unternehmen ein Betriebsrat, muss er den intern befohlenen Arbeitspausen zustimmen.
Welche täglichen Ruhepausen müssen eingehalten werden?
Grundlegend gibt es zwei gängige Regelungen, die im Arbeitsalltag steht Anwendung finden:
- Eine Pause von mindestens 30 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als sechs Stunden
- Eine Pause von mindestens 45 Minuten bei einer Arbeitszeit von mehr als neun Stunden
Wie lange sind Ruhepausen?
Die Länge der Ruhepausen orientiert sich an der täglichen Arbeitszeit bzw. der Arbeitsdauer. Das Arbeitsrecht definiert für Pausen klare Regelungen und Gesetze, die bei der Arbeit zur Anwendung kommen. Weitere Informationen rund zum Thema Pause und Pausenzeiten erhalten Sie in unserem Artikel Pausenregelungen.
Achtung: Das Arbeitszeitgesetz verpflichtet Arbeitgeber nicht nur dazu, im voraus feststehende Ruhepausen zu ermöglichen. Ihre Verantwortung liegt auch darin, zu überprüfen, ob die Arbeitskraft alle angeordneten Ruhepausen einhält. Zur Dokumentation der Arbeitszeit kann eine Stempelkarte oder die moderne Form einer Stempeluhr von Vorteil sein.
Begriffliche Abgrenzung: Was ist der Unterschied zwischen Ruhepausen und Ruhezeiten?
Das Arbeitszeitgesetz unterscheidet zwischen der Ruhepause und Ruhezeiten. Während die erstere am Arbeitstag stattfindet, erfolgt die Ruhezeit erst nach Beendigung der täglichen Arbeitszeit. Ihre rechtlich vorgeschriebene Dauer beträgt mindestens 11 ununterbrochene Stunden.
Ausnahmen bestehen in Gaststätten, Krankenhäusern, Landwirtschaft, Verkehrsbetrieben sowie beim Rundfunk. Hier ist es möglich, die Ruhezeit um eine Stunde zu verkürzen. Allerdings müssen Arbeitgeber den Ausgleich gewährleisten, indem sie den betroffenen Mitarbeitern innerhalb von vier Wochen die Ruhezeit von mindestens 12 Stunden sicherstellen.
Des Weiteren liegen der Ruhepause und Ruhezeit unterschiedliche Zielsetzungen zugrunde. Während erstere eher einer kurzen Erholung von der Arbeit des Arbeitnehmers dient, steht den Arbeitnehmern die Ruhezeit für Freizeit und Schlaf zur Verfügung.
Gut zu wissen: Es bleibt unentschieden, ob ein kurzzeitiger Arbeitseinsatz (beispielsweise Beantwortung von geschäftlichen E-Mails) nach Beendigung der Arbeitszeit als Unterbrechung der Ruhezeit angesehen werden kann. Wäre dies der Fall, so müßte ein Arbeitgeber die gesamte Ruhezeit von neuem gewähren. Andererseits lässt sich auch argumentieren, dass erst die Überschreitung einer gewissen Erheblichkeitsschwelle gegen das eigentliche Ziel der Ruhezeit verstößt.
Arbeitszeit und Pause: Ein Beispiel aus der Praxis
Eine Marketingassistentin arbeitet in einem Modeunternehmen von 7 Uhr morgens bis 16 Uhr nachmittags. Die Dauer der Ruhepause wurde genau in ihrem Arbeitsvertrag festgelegt und beträgt 60 Minuten, die je nach individuellen Bedürfnissen der Mitarbeiterin aufgeteilt werden können.
Um dem Arbeitszeitgesetz zu entsprechen, müssen ihre Arbeitsunterbrechungen mindestens 15 Minuten dauern. Des Weiteren verpflichtet sich die Mitarbeiterin dazu, ihre erste Pause um 13 Uhr einzulegen. So kann sichergestellt werden, dass sie nicht mehr als sechs Stunden hintereinander arbeitet und den Anforderungen vom Arbeitsrecht entspricht.
Wie lauten Ziel und Funktion von Ruhepausen?
Man kann nicht leugnen, dass Arbeitnehmer vielen körperlichen und psychischen Belastungen am Arbeitsplatz ausgesetzt sind. Ruhepausen helfen ihnen dabei, am Arbeitstag die Erholung und Regeneration zu erlangen. So können sie zur Ruhe kommen und neue Energie tanken. Hier ist es wichtig zu merken, dass Arbeitgeber während der Pause keine Aufgaben zuweisen und/oder keine Arbeitsleistungen fordern dürfen.
Achtung: Sowohl Arbeitsbereitschaft als auch Bereitschaftsdienst werden nicht als Ruhepausen betrachtet. Etwas anderes gilt für Rufbereitschaft, die keine Arbeitszeit im Sinne des Gesetzes darstellt.
- Arbeitszeiten erfassen
- Dokumentationspflicht einhalten
- Arbeitszeitkonten digital verwalten
- Zeiten auswerten und exportieren
Warum sind Ruhepausen so wichtig?
Pausenloses Arbeiten gefährdet die Gesundheit und kann einen negativen Einfluss auf die Arbeitsproduktivität haben. Im schlimmsten Fall führt es zum Burnout-Syndrom, das einen Zustand tiefer geistiger, emotionaler und körperlicher Erschöpfung beschreibt. Deshalb sind Ruhepausen so essentiell und vorteilhaft für beide Seiten. Ihre größten positiven Auswirkungen sind:
Gesteigerte Konzentration bei der Arbeit
Wissenschaftler sind sich einig, dass spätestens nach etwa 80 Minuten Arbeit die menschliche Konzentration sowie Leistungsfähigkeit deutlich nachlässt. Das Gehirn von Arbeitnehmern schaltet ab und sie können keine weiteren Informationen mehr verarbeiten. Eine kurze Ruhepause nach einer Stunde Arbeit wirkt Wunder: Arbeitnehmer fokussieren sich besser auf die anstehenden Aufgaben.
Kreativität und Ideenfindung der Arbeitnehmer
Wer kreativ und innovativ handeln will, muss auf ausreichende Ruhepausen achten. Diese helfen dabei, den Kopf abzuschalten und Inspiration zu sammeln. Sich die Zeit zu nehmen ist wichtig, um eine ausgewogene Work-Life-Balance zu schaffen und neue Ideen zu entwickeln. Die körperliche Bewegung und Ablenkung von Gedanken können die eigene Kreativität beflügeln und dient nebenbei auch noch dem Gesundheitsschutz.
Unser Tipp: Zur Sicherstellung der Gesundheit von Mitarbeitern, empfiehlt sich für Arbeitgeber die Auseinandersetzung mit dem Thema Burnout-Prävention.
Mitarbeiterzufriedenheit im Arbeitsalltag
Immer mehr Arbeitnehmer wollen ihre Arbeitszeit attraktiv und abwechslungsreich gestalten. Zum einen streben sie danach, an spannenden Projekten aktiv teilzunehmen. Zum anderen schätzen sie sehr, wenn sie sich mit ihren Arbeitskollegen in einer lockeren Atmosphäre austauschen und neue Freundschaften schließen können. Der Gang in die Teeküche oder ein Spaziergang kann ihre Zufriedenheit steigern.
Arbeitszeitgesetz: Werden Ruhepausen bezahlt?
Viele Arbeitgeber überlegen, ob sie Ruhepausen ihrer Mitarbeiter vergüten sollten oder nicht. Nach der Rechtsprechung ist die Ruhepause keine Arbeitszeit. Folglich muss sie nicht vergütet werden.
Die Ausnahme gilt nur für Beschäftigte im Bergbau unter Tage: § 2 Arbeitszeitgesetz (ArbZG) weist darauf hin, dass Ruhepausen in diesem Bereich zur Arbeitszeit zählen und somit bezahlt werden müssen.
Auch diese Arbeitsunterbrechungen gelten als Arbeitszeit:
- Betriebspause: Sie entsteht meistens infolge technischer Störungen, die überraschend und unabhängig von Arbeitnehmern passieren. Weil Mitarbeiter während der Betriebspause verfügbar und jederzeit arbeitsbereit sind, gilt ihre unfreiwillige Arbeitsunterbrechung als zu vergütende Arbeitszeit.
- Kurzpause: Schutzverordnungen (darunter Lärmschutzverordnung und Bildschirmarbeitsverordnung) sehen bei Schicht-, Fließband- und Nachtarbeit obligatorische Arbeitspausen vor, die kürzer als 15 Minuten dauern. Die Idee dahinter ist, die Belastungen der Arbeitskraft zu mindern.
Gut zu wissen: Es steht Arbeitgebern frei, in individuellen Arbeitsverträgen oder Tarifverträgen eine außergesetzliche Vergütung für Ruhepausen zu regeln.
Ruhepausen müssen außerdem auf dem Stundenzettel erfasst werden, sofern ein solcher geführt wird.
Welche gesetzlichen Sonderregelungen gibt es für Ruhepausen?
Es gibt bestimmte Arbeitnehmergruppen, die einem besonderen Arbeitsschutz unterliegen. Aus diesem Grund gelten für sie laut Arbeitsrecht andere Regelungen in Bezug auf die Arbeitszeit und Ruhepause. Hier angesprochen sind:
Schwangere und stillende Mütter
Sie haben grundsätzlich keinen zusätzlichen Anspruch auf mehr Ruhepausen. Allerdings sind Arbeitgeber dazu verpflichtet, schwangere und stillende Mitarbeiterinnen für ihre Arzttermine freizustellen. Des Weiteren müssen sie gewährleisten, dass Schwangere und Stillende während der Arbeitszeit die Sitzmöglichkeit zum Ausruhen haben. Außerdem sieht § 7 Absatz 2 Mutterschutzgesetz (MuSchG) vor, dass stillende Mitarbeiterinnen das Recht auf die Stillpause während der Arbeitszeit haben.
Wichtig ist dabei anzumerken, dass die Stillpause nicht auf die Ruhepause angerechnet werden darf. Bei der Arbeitszeit von über acht Stunden erhalten sie entweder einmal täglich eine Stunde oder zweimal täglich eine halbe Stunde frei.
Minderjährige
Neben schwangeren und stillenden Müttern gehören auch Jugendliche unter 18 Jahren zur besonders geschützten Arbeitnehmergruppe. Sie dürfen maximal 8 Stunden am Tag und höchstens 40 Stunden in der Woche arbeiten. Beträgt ihre Arbeitszeit an manchen Werktagen weniger als 8 Stunden, kann sie an anderen Werktagen maximal bei 8,5 Stunden liegen. Das Jugendarbeitsschutzgesetz (JArbSchG) schreibt vor, dass Minderjährige nur montags bis freitags arbeiten dürfen.
Ausnahmen sind nur in bestimmten Branchen zulässig, darunter in der Pflege, Gastronomie, Hotellerie, Landwirtschaft und im Bäckerhandwerk. Minderjährige können auf 30 Minuten Ruhepause ab der Arbeitszeit von 4,5 Stunden rechnen. Arbeiten sie länger als sechs Stunden, stehen ihnen 60 Minuten zu.
Was passiert beim Verstoß gegen das Arbeitsschutzgesetz?
Die Nichteinhaltung der gesetzlichen Regelungen in Bezug auf Ruhepausen gilt als Ordnungswidrigkeit, die geahndet wird. Arbeitgeber, die ihren Mitarbeitern keine oder nicht ausreichende Ruhepausen gewährleisten, riskieren eine Bußstrafe in Höhe von 15.000 Euro. Im Fall der wiederholten oder vorsätzlichen Nichteinhaltung der Regelungen („beharrliche Wiederholung”) kann ebenfalls eine Freiheitsstrafe verhängt werden.
Auch in der Situation, wenn Arbeitgeber ihren Mitarbeitern bei Einteilung von Ruhepausen freie Hand geben, übernehmen sie die volle Verantwortung für Gesetzeskonformität. Stichprobenartige oder auch anlasslose Überprüfungen lassen sich als mögliche Kontrollinstrumente einsetzen. Auch eine sorgfältige Dokumentation von Ruhepausen im Rahmen der Arbeitszeitdokumentation kann motivierend wirken, um die gesetzlich vorgeschriebenen Pausenzeiten einzuhalten.
Wunsch und Realität: Die Arbeitzeitgestaltung als immerwährende Herausforderung
Die gesetzliche Verpflichtung zur Einhaltung von Ruhepausen und die Arbeitswirklichkeit klaffen häufig weit auseinander. Dies liegt vor allem daran, dass die behördliche Prüfpraxis in Deutschland zurückhaltend ist. Manche Arbeitgeber nutzen diesen Zustand, indem sie Ruhepausen nicht immer zugunsten ihrer Mitarbeiter anordnen, aber auch Unternehmen selbst leiden darunter. Überlastete und unzufriedene Mitarbeiter neigen nicht nur zur geminderten Produktivität, sondern wandern auch öfter zur Konkurrenz ab.
Nicht zuletzt besteht ein starker Wunsch von Arbeitgebern und Arbeitnehmern danach, das Arbeitszeitgesetz an zeitgenössische Zustände und Bedürfnisse anzupassen. Im Zeitalter der Arbeitszeitflexibilisierung wird die Reform des Gesetzes als dringend betrachtet.