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Die meisten Unternehmen wollen verhindern, dass ihre Mitarbeiter in Routine verfallen und durch die andauernde Langweile am Arbeitsplatz unmotiviert sind. Ein Zustand massiver Unterforderung kann im schlimmsten Fall zum Boreout oder auch zur Mitarbeiterkündigung führen. All dies verursacht hohe Kosten für Arbeitgeber, die sich mit Hilfe von Job Enlargement vermeiden lassen. Dieser Beitrag liefert eine kurze Einführung ins Thema und gibt einige Umsetzungstipps.
Definition: Was ist Job Enlargement?
Der Begriff Job Enlargement lässt sich mit Arbeitserweiterung übersetzen. Es handelt sich hierbei um eine Maßnahme der Arbeitsgestaltung, die darin besteht, einem Mitarbeiter zusätzliche Aufgaben zu übertragen. An dieser Stelle sei erwähnt, dass die übertragenen Aufgaben auf dem gleichen Anforderungsniveau bleiben. Dies bedeutet, dass die Umstrukturierung horizontal geschieht.
In der Regel werden weitere Arbeitselemente an den regulären Arbeitsprozess angegliedert, die der bisherigen Tätigkeit eines Mitarbeiters vor- oder nachgelagert waren. Das Ergebnis ist, dass sich der Tätigkeitsbereich ausweitet und die Arbeitsteilung verringert. Aufgaben, die bis jetzt auf mehrere Arbeitnehmer aufgeteilt waren, werden nun einer Person zugewiesen.
Ein Beispiel für Aufgabenvergrößerung
Frau Bettina arbeitet seit zwei Jahren im Vertrieb und ist für die direkte Kundenakquise zuständig. Bisher hatte sie zur Aufgabe, Kunden in einem einzigen Stadtbezirk zu gewinnen und mit ihnen langfristige Beziehungen aufzubauen. Durch Job Enlargement wird ihr Arbeitsbereich erweitert, indem sie nun zusätzliche Kunden aus dem Nachbarbezirk übernimmt.
Dabei zieht die Aufgabenerweiterung keine erhöhte Entscheidungsmacht oder Verantwortung nach sich. Frau Bettina hat „nur“ einen größeren Tätigkeitsspielraum durch zusätzliche Aufgaben, die mit ihren bisherigen Tätigkeiten im Unternehmen gleichrangig sind.
Unterschied zu Job Rotation und Job Enrichment
Job Enlargement wird mit den Begriffen Job Rotation und Job Enrichment assoziert. Alle drei Begriffe beschreiben Strategien der Personalentwicklung, zwischen denen allerdings klare Unterschiede bestehen.
Unter Job Rotation versteht man den systematischen Arbeitsplatzwechsel, der auf die Entfaltung fachlicher Kenntnisse und Fähigkeiten ausgerichtet ist. Diese Maßnahme erlaubt Mitarbeitern, einen Blick über den Tellerrand der eigenen Tätigkeit zu werfen und ein ganzheitliches Verständnis fürs Unternehmen zu entwickeln.
Job Enrichment bedeutet wörtlich übersetzt „Arbeitsbereicherung“. Mitarbeiter erhalten neue Aufgaben, die mit höheren Anforderungen und mehr Verantwortung verknüpft sind. Deswegen setzt Job Enrichment oft die berufliche Weiterbildung voraus. Im Gegensatz zu Job Enlargement findet hier die vertikale Umstrukturierung statt.
Welche Ziele verfolgt Job Enlargement?
Das primäre Ziel von Job Enlargement besteht darin, Mitarbeitern eine höhere Tätigkeitsvielfalt und mehr Abwechslung am Arbeitsplatz zu gewähren. Der Gedanke dahinter ist, die Monotonie und Eintönigkeit so weit wie möglich zu reduzieren. Beide tragen dazu bei, dass sich Arbeitnehmer ausgelaugt fühlen und ihre Arbeitsmotivation unabhängig von der Branche sinkt.
Um einen psychischen und physischen Belastungswechsel zu ermöglichen, ist es unentbehrlich, dass Mitarbeiter diverse Tätigkeiten an einem Arbeitstag wahrnehmen können. Oft reicht schon eine regelmäßige Abwechslung zwischen stehenden und sitzenden Tätigkeiten, um die Motivation des Mitarbeiters zu stärken und seine Arbeitstätigkeit attraktiv zu gestalten.
- Arbeitspläne erstellen
- Arbeitsschritte im Blick behalten
- Mitarbeiter in die Planung integrieren
- Arbeitsplan automatisch befüllen
Was sind Vorteile von Job Enlargement?
Die Aufgabenerweiterung auf dem gleichen Anforderungsniveau bringt Schwung in die Arbeitsweise eines Mitarbeiters. Zudem lockert sie festgefahrene Strukturen und bietet eine großartige Möglichkeit, die Freude an der Arbeit wieder zu entdecken. Diese Vorteile bringt Job Enlargement fürs Unternehmen:
- Job Enlargement fördert die Mitarbeiterzufriedenheit, die sich in einer höheren intrinsischen Motivation widerspiegelt. In weiterer Folge bedeutet dies auch, dass Arbeitnehmer ein höheres Leistungsniveau erzielen und die unternehmensweite Arbeitsproduktivität steigt.
- Viele Arbeitnehmer betrachten Job Enlargement als Instrument der Karriereentwicklung. Eine hohe Tätigkeitsvielfalt erlaubt ihnen, Kenntnisse zu erweitern und persönlich zu wachsen. Davon profitieren auch Arbeitgeber, die ihre Mitarbeiter flexibler einsetzen können.
- Die Maßnahme wirkt sich positiv auf die Prozesstransparenz und den Arbeitsfluss aus. Dieser Vorteil liegt vor allem darin begründet, dass bei der Arbeitserweiterung ein geringerer Abstimmungsbedarf zwischen den einzelnen Mitarbeitern und Vorgesetzten besteht.
- Fühlen sich Arbeitnehmer ausreichend motiviert und wertgeschätzt am Arbeitsplatz, sind sie weniger daran interessiert, den Arbeitgeber zu wechseln. Dadurch können Unternehmen die Mitarbeiterfluktuation unter Kontrolle haben und das Personal stärker an sich binden.
- Job Enlargement beugt dem Boreout wirksam vor und leistet damit einen Beitrag zur Reduktion von Fehlzeiten im Unternehmen. Experten sind sich einig, dass chronische Unterforderung schwerwiegende Symptome auslösen kann, darunter Antriebslosigkeit und Depression.
- Kommt es aus den verschiedensten Gründen zur plötzlichen Personalabwanderung, kann Job Enlargement den eingetretenen Personalmangel abfangen. Dank dieser Form der Arbeitsgestaltung sind Mitarbeiter besser darauf vorbereitet, diverse Aufgaben zu übernehmen.
Umsetzung von Job Enlargement in sechs Schritten
Der allererste Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Job Enlargement ist die Ermittlung von Anforderungen als Maßnahme zur Arbeitsstrukturierung. Eine sorgfältige Anforderungsanalyse erlaubt einzuschätzen, ob und in welcher Form die horizontale Umstrukturierung einen Sinn hat. Die weiteren Schritte sind:
Beauftragung der verantwortlichen Person
Entscheidet sich die Unternehmensleitung dafür, Job Enlargement einzusetzen, beauftragt sie zum Beispiel einen verantwortlichen Abteilungsleiter. Seine Aufgabe besteht darin, die Strategie planmäßig umzusetzen.
Vorbereitungsmaßnahmen in Abteilungen
Nachdem ein verantwortlicher Abteilungsleiter beauftragt wurde, finden entsprechende Vorbereitungen auf organisatorischer Ebene statt. In diesem Schritt werden auch Projektteams gegründet und Ansprechpersonen ernannt.
Gespräche mit betroffenen Arbeitnehmern
Die betroffenen Mitarbeiter werden über die Strategie des Unternehmens informiert und in den Planungsprozess involviert. Auf diese Weise soll gewährleistet werden, dass individuelle Bedürfnisse einen wichtigen Platz einnehmen.
Implementierung der geplanten Strategie
Dieser Schritt dient dazu, die Arbeitserweiterung in Abteilungen erfolgreich umzusetzen. In der Praxis geschieht dies im Sinne des handelnden Lernens. Das zielorientierte Learning by Doing bietet viele Möglichkeiten zur Verbesserung.
Regelmäßige Überwachung und Evaluation
Es reicht nicht aus, Job Enlargement als Maßnahme zur Arbeitsstrukturierung in betreffenden Abteilungen einzuführen. Es ist ebenfalls notwendig, Maßnahmen auf Effektivität zu überprüfen und eventuelle Anpassungen vorzunehmen.
Worauf sollte man beim Job Enlargement achten?
Bei allen Vorteilen kann diese Maßnahme der Personalentwicklung eine gewisse Gefahr mit sich bringen. Sie besteht darin, dass sich Mitarbeiter unter Umständen ungerecht behandelt fühlen können.
Dies ist vor allem dann der Fall, wenn Job Enlargement einzig und allein in Arbeitsverdichtung mündet. Mitarbeiter können zu der Überzeugung gelangen, dass sie trotz der inhaltlichen Aufgabenerweiterung keine angemessene Entlohnung erhalten. In der Tat resultiert Job Enlargement nicht in einer Beförderung. Es findet hier auch keine wirkliche berufliche Weiterbildung statt.
Um mögliche Nachteile von Job Enlargement abzuwenden, ist es wichtig, Arbeitnehmer in den Planungsprozess aktiv einzubeziehen. Des Weiteren sollten Unternehmen klären, welche Probleme ihre Mitarbeiter bei der Erfüllung zusätzlicher Aufgaben haben und wie ihnen geholfen werden kann.