Inhalt
- Was sind digitale Nomaden?
- Welche Typen von digitalen Nomaden gibt es?
- Wodurch zeichnen sich digitale Nomaden aus?
- Welche Erwartungen haben digitale Nomaden an ihren Arbeitsalltag?
- Wie gestaltet sich der Start als digitaler Nomade?
- Rechte und Pflichten digitaler Nomaden
- Was müssen Arbeitgeber beachten?
- Vorteile und Nachteile im Überblick
- Kritik am Konzept der „digitalen Nomaden”
Ein digitaler Nomade weckt Neugierde und entfacht Begeisterung in den Herzen der Menschen, die nach Freiheit und Flexibilität suchen. Doch was verbirgt sich hinter dem Begriff digitaler Nomade und was ist zum Start dieses Lebenswegs zu beachten? In diesem Beitrag finden Sie Antworten auf wichtige Fragen zum Thema sowie praktische Tipps, die Sie für Ihre eigene Entscheidung nutzen können.
Was sind digitale Nomaden?
Ein digitaler Nomade (im Englischen Digital Nomad) ist ein Mitglied der Bevölkerungsgruppe, der ortsunabhängig mit Einsatz von digitalen Technologien und Geräten arbeitet. Sein Lebensstil ähnelt demjenigen von Wanderern, die von einem Ort zum anderen gelangen, um dort ein neues Leben zu beginnen.
Das digitale, ortsunabhängige Arbeiten wurde vorwiegend durch das Internet und mobile Lösungen wie zum Beispiel Voice over Internet Protocol (kurz: VoIP) ermöglicht.
Welche Typen von digitalen Nomaden gibt es?
Digitale Nomaden bilden keine homogene Gruppe, sondern sie gehen unterschiedlichen Tätigkeiten nach. Unter ihnen finden sich:
- Angestellte: Es gibt Unternehmen, die mobiles Arbeiten an ihren Standorten im In- und Ausland ermöglichen. Dank dessen können Mitarbeiter ihre Aufgaben und Projekte vom Home Office ausführen und durch Vorteile der Festanstellung profitieren. Die inkludierte Sozialversicherung bei gleichzeitiger zeitlicher und örtlicher Flexibilität ist wohl der größte Pluspunkt.
- Freelancer: Sie arbeiten meist auf Werk- oder Dienstvertragsbasis für mehrere Arbeitgeber. Trotz zeitlicher und örtlicher Flexibilität, die eine freiberufliche Tätigkeit bietet, sind sie nicht automatisch sozialversichert. Dies bedeutet, dass Freelancer neben aktiver Suche nach neuen Aufträgen und Projekten die Zahlung der Sozialabgaben selbst übernehmen müssen.
- Unternehmer: Sie bauen ihr eigenes Business im digitalen Raum auf und sind dazu bereit, ein höheres finanzielles Risiko zu tragen. Dabei können Online-Unternehmer zwischen verschiedenen Business-Modellen wählen. Der Verkauf von eigenen Produkten, Dienstleistungen, Expertise oder Erlebnissen bzw. Events eignet sich hier besonders gut.
Wodurch zeichnen sich digitale Nomaden aus?
Oft haben digitale Nomaden keinen festen Wohnsitz oder ihr Lebensmittelpunkt befindet sich an verschiedenen Orten. Sie streben nach maximaler Flexibilität und Freiheit im Berufsleben. Deshalb arbeiten Nomaden gern ortsunabhängig, indem sie mobile Technologien und Geräte nutzen. Ihre mobile Büroausstattung ist minimal und beschränkt sich meist auf Laptop und Smartphone.
Außerdem sind digitale Nomaden für ihren Mut, Leidenschaft und Liebe zum Abenteuer bekannt. Sie erkunden gern neue Länder und Kulturen, obwohl das Reisen an sich kein Muss ist, um als digitaler Nomade wahrgenommen zu werden. Sie kommen klar damit, dass ihr Lebensstandard je nach Auswanderungsort niedriger sein kann und die Arbeit auf eigene Rechnung viel Einsatz erfordert.
Gut zu wissen: Das Nomadentum ist selten die situations- oder jobbedingte Notwendigkeit. Vielmehr kann man hier von einem Lebensstil sprechen, an dem man stark gebunden ist und den man nicht aufgeben will.
- Arbeitszeiten erfassen
- Dokumentationspflicht einhalten
- Arbeitszeitkonten digital verwalten
- Zeiten auswerten und exportieren
Ortsunabhängigkeit als wichtigste Eigenschaft
Je nach persönlicher Situation eines Nomaden kann die Ortsunabhängigkeit unterschiedlich betrachtet werden. Während manche Nomaden am liebsten von Zuhause aus arbeiten, wählen andere Nomaden Bibliotheken, Internetcafés oder Coworking Spaces als ihren Arbeitsplatz.
Jene Nomaden, die sich das Leben im Ausland sehr gut vorstellen können oder die Welt bereisen wollen, machen oft den mutigen Schritt in Richtung Auswanderung. Für diese Personen bedeutet die Ortsunabhängigkeit vor allem die Möglichkeit, über nationale Grenzen hinaus ihren Lifestyle und Arbeit zu verbinden.
Wichtige Merkmale digitaler Nomaden
Digitale Nomaden sind:
- mutig und risikobereit
- flexibel und offen gegenüber Neuem
- positiv eingestellt gegenüber Menschen aus anderen Ländern
- interessiert an fremden Kulturen und Gewohnheiten
- bereit zur Arbeit bei minimaler Ausstattung
- gut organisiert und diszipliniert
Welche Erwartungen haben digitale Nomaden an ihren Arbeitsalltag?
Wie bereits erwähnt, ist die Ausstattung des ortsunabhängigen Arbeitsplatzes minimal und beschränkt sich meist auf Laptop und Smartphone. Um Aufgaben und Projekte effektiv und termingerecht erledigen zu können, brauchen digitale Nomaden eine schnelle und stabile Internetverbindung. Ohne zuverlässigen Zugriff auf gut funktionierendes Internet und Online-Informationen verliert das digitale Arbeiten seinen Sinn.
Nicht nur die Arbeitsleistung erfolgt per Internet. Auch die aktive Suche nach neuen Aufträgen und deren Abwicklung von A bis Z findet hier statt. Um berufliche Möglichkeiten wahrnehmen und voll ausschöpfen zu können, wählen digitale Nomaden vorrangig jene Standorte, die sich durch eine gut ausgebaute technische Infrastruktur auszeichnen. Die Verfügbarkeit von Cafés, Coworking Spaces und Smart Working Hotels mit WiFi ist ein Muss.
Welche Tätigkeit übt ein digitaler Nomade typischerweise aus?
Eine Vielfalt an Berufen und Erwerbstätigkeiten bietet sich für digitale Nomaden an. Die im Bereich Marketing arbeitende Angestellten, Freiberufler und Unternehmer können digitale Beiträge verfassen und Social-Media-Communities betreuen, um nur zwei Beispiele zu nennen.
Auch technische Berufe, die den Einsatz von digitalen Technologien erforderlich machen, sind für das ortsunabhängige Arbeiten bestens geeignet. Hierzu gehören unter anderem Grafikdesign, Webdesign, UX-Design, Softwareentwicklung und Programmierung.
Andere Remote Work Experten arbeiten als Übersetzer, Textler, Journalisten, Copywriter, Fotografen und Videographer. Ihre Arbeit erfolgt meistens auf Projektbasis.
Wer das eigene Online-Business betreibt, kann auf der einen Hand Produkte wie E-Books und auf der anderen Hand Dienstleistungen wie Fachberatung vermarkten. Auch Verkauf von Erlebnissen erfordert keinen bestimmten Aufenthaltsort.
Wie gestaltet sich der Start als digitaler Nomade?
Zuallererst muss sorgfältig überlegt werden, ob der Weg als digitaler Nomade der richtige ist und ob man sich auf den Start entsprechend vorbereiten will. Nichts sollte ungeplant sein oder dem Zufall überlassen bleiben. Folgende Fragen kommen auf, wenn man an dieses Thema denkt:
- Besitze ich Fachkenntnisse und die soziale Kompetenz, die für das ortsunabhängige Arbeiten unbedingt notwendig sind?
- Welche technische Ausstattung benötige ich, um meine Aufgaben und Projekte kompetent und termingerecht zu erledigen?
- Kenne ich Fremdsprachen und kulturelle Gewohnheiten, die meine Reisen und das Leben im Ausland wesentlich erleichtern werden?
- Kann ich mit einem niedrigeren Lebensstandard gut auskommen und wie verdiene ich das Geld in langfristiger Perspektive?
- Soll ich meine freiberufliche Beschäftigung oder mein Online-Business sozial oder privat absichern? Was muss ich dabei beachten?
- Werden meine alten Freundschaften an meiner Entscheidung nicht zerbrechen? Wie verhalte ich mich, wenn ich mich einsam fühle?
Rechte und Pflichten digitaler Nomaden
Jeder Nomade muss bestimmten Verpflichtungen nachkommen, um seine Reisen und sein ortsunabhängiges Leben sicher und gesetzeskonform zu gestalten. Aus arbeitsrechtlicher Sicht sind unter anderem folgende Angelegenheiten zu regeln und zu organisieren:
- Soziale Absicherung und Altersvorsorge
- Steuer- und sozialversicherungsrechtliche Abrechnung
- Aufenthaltsbewilligung mit Erwerbstätigkeit bei Bereisung neuer Länder
- 183-Tage-Regelung bei Erwerbstätigkeit im Ausland
- Gestaltung von gesetzeskonformen Verträgen mit Kunden und Geschäftspartnern
- Arbeitszeiterfassung im Angestelltenverhältnis
Was müssen Arbeitgeber beachten?
Unternehmen, die digitale Nomaden als Angestellte beschäftigen, müssen eine Reihe von grundlegenden Aspekten berücksichtigen. In erster Linie ist die Rede von den gesetzlichen Regelungen zur Arbeitszeiterfassung, um die Mehrarbeit (die sogenannten Überstunden) korrekt dokumentieren zu können.
Des Weiteren müssen Arbeitgeber überprüfen, ob ihre technische Infrastruktur eine reibungslose interne Kommunikation und Zusammenarbeit mit und zwischen den ortsunabhängig arbeitenden Angestellten erlaubt. Hier muss auch der zeitlich unbegrenzte Zugriff auf mobile IT-Lösungen und Endgeräte gewährt sein.
Schließlich gilt es eine offene Unternehmenskultur zu schaffen, die eine echte Integration und Bindung aller Mitarbeiter unabhängig von Einsatzorten fördert. Angestellte müssen sich darauf verlassen können, dass ihre Anliegen Gehör finden und ihre aktive Teilnahme an einem digitalen Austausch mit Arbeitskollegen möglich ist.
Vorteile und Nachteile im Überblick
Für viele digitale Nomaden eröffnen sich neue Möglichkeiten, die zum Glück verhelfen und die persönliche Selbstverwirklichung wahrmachen lassen. Auf der anderen Seite müssen Nomaden Nachteile einstecken, die sich primär aus großer Ungewissheit und Unplanbarkeit an bestimmten Standorten ergeben. Die Anstellung oder Zusammenarbeit mit digitalen Nomaden birgt auch für Arbeitgeber eine Reihe von Vor- und Nachteilen, die es zu berücksichtigen gilt.
Vorteile als Digitaler Nomade
- Freiheit in der Gestaltung des eigenen Lebenswegs
- Ausgewogene Work-Life-Balance
- Verbindung von Leidenschaft und Arbeit
- Berufliche Flexibilität und Nutzung bislang unentdeckter Potenziale
- Bedürfnisorientierte Verteilung der täglichen Arbeitszeit
- Kosteneinsparung beim Leben an Orten mit niedrigeren Lebensaufwendungen
- Möglichkeit zur häufigen Reiseaktivität auf der ganzen Welt
- Sammlung neuer Erfahrungen
Vorteile als Arbeitgeber
- Höhere Mitarbeitermotivation
- Höhere Arbeitsproduktivität und Selbstdisziplin
- Gewinnung von Know-how
- Positiv wahrgenommene Arbeitgebermarke
- Mehr Chancen für Rekrutierung junger Nachwuchskräfte
- Erschließung neuer Absatzmärkte
Nachteile als Digitaler Nomade
- Harter Lebensstil
- Weniger Einkommen unter Umständen
- Größerer Aufwand bei Planung und Organisation von Aufgaben
- Höheres Risiko für Misserfolg
- Neid und Missverständnisse seitens anderer Menschen
- Unerwartete Herausforderungen im Ausland
- Sorge um die eigene soziale Absicherung und Altersversorgung
- Gefühl der Einsamkeit und Leere
Nachteile als Arbeitgeber
- Größerer Koordinationsaufwand
- Geringere Kontrollmöglichkeiten über Arbeitsabläufe
- Notwendigkeit der Kenntnis gesetzlicher Regelungen in Bezug auf Freelancer
- Erschwerte Kommunikation bei unstabiler Internetverbindung
- Weniger Möglichkeiten zur Integration und Bindung des Nomaden ans Unternehmen
- Sinkender Teamgeist und Zusammenhalt
Kritik am Konzept der „digitalen Nomaden”
Bis heute besteht keine Klarheit darüber, ob digitale Nomaden legal im Aufenthaltsland arbeiten. Viele von ihnen verfügen nur über ein Touristenvisum, das in der Regel dazu berechtigt, das Land ausschließlich aus touristischen Gründen zu bereisen. Die selbstständige oder unselbstständige Erwerbstätigkeit genauso wie die Teilnahme an Messen oder Konferenzen sind nicht erlaubt.
Aus diesem Grund wird Kritik laut, dass digitale Nomaden eigentlich illegale Arbeiter oder Geschäftstreibende sind. Um die Legalität und Illegalität ortsunabhängiger Arbeit feststellen zu können, bedarf es gesetzlicher Regelungen, die in den meisten Ländern fehlen. Estland geht mit gutem Beispiel voran, indem es die E-Residency unter anderem für digitale Nomaden einsetzt.
Gut zu wissen: Befürworter der ortsunabhängigen Arbeit meinen, dass lokales Arbeitsrecht keine Anwendung findet, solange Arbeitgeber oder Kunden digitaler Nomaden in einem anderen Land sesshaft sind.