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Zunehmender Stress im Homeoffice belastet Arbeitnehmer
Eine aktuelle Befragung des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) hat ergeben, dass Homeoffice-Mitarbeiter eine deutlich höhere Arbeitsbelastung und wesentlich mehr Stress aufgrund ihrer Tätigkeit haben, als dies bei ihren Kollegen der Fall ist. Die Ergebnisse der Studie zeigen jedoch auch Potenziale bei vielen Beschäftigten im Homeoffice auf.
Das Arbeiten im Homeoffice führt zu einer Mehrbelastung der Beschäftigten
Obwohl die Arbeit im Homeoffice für viele Arbeitnehmer eine Entlastung bedeuten kann, da diese von Zuhause arbeiten und sich ihre Arbeitszeit teilweise flexibel einteilen können, zeigt die Untersuchung des Deutschen Gewerkschaftsbundes ganz klar, dass die räumliche und zeitliche Entgrenzung der Arbeit ihren Tribut bei den Beschäftigten fordert. So machen viele Arbeitnehmer unbezahlte Überstunden und verzichten freiwillig auf ihre Pausen. Fast die Hälfte aller Befragten gibt an, aufgrund der erhöhten Belastungen durch ständige Verfügbarkeit oder die Betreuung von Kindern während der Arbeitszeit auch in der Freizeit nicht richtig abschalten zu können.
28 Prozent der Mitarbeiter machen unbezahlte Überstunden
Die Resultate der Studie ergaben, dass insgesamt 28 Prozent der befragten Arbeitnehmer, die einer Heimtätigkeit nachgehen, regelmäßig unbezahlte Überstunden machen. Außerdem erwarten die Vorgesetzten angeblich von jedem dritten Mitarbeiter auch außerhalb der vereinbarten Arbeitszeiten über das Mobiltelefon oder per E-Mail erreichbar zu sein. Beides kommt circa doppelt so häufig bei Beschäftigten im Homeoffice vor als bei Mitarbeitern mit einem festen Arbeitsplatz.
Mehr Ablenkung durch Familie
Diese haben gegenüber den Heimarbeiten zudem den Vorteil, dass sie sich während ihrer Arbeit voll und ganz darauf konzentrieren können und nicht Gefahr laufen, dabei z. B. von Angehörigen ihres Haushalts wie Kindern oder dem Partner abgelenkt zu werden. Sie haben allenfalls ein Foto von ihren Liebsten auf dem Schreibtisch im Büro stehen, das sie an die Familienmitglieder erinnern und bei der Arbeit motivieren soll. Bei Beschäftigten im Home Office ist das anders. Diese sind weitaus häufiger einer Ablenkung durch Haushaltsmitglieder oder News im Fernsehen oder Radio ausgesetzt. Dementsprechend verlängert sich bei diesen Mitarbeitern auch die Zeit, die sie benötigen, um ihre Aufgaben zu erledigen. Dadurch arbeiten diese, laut eigenen Angaben, häufig länger und machen weniger Pausen bei der Arbeit, um das geforderte Pensum dennoch bewältigen zu können. Dies führt wiederum zu mehr Stress bei den Heimarbeitern, da diese weniger Freizeit zur Verfügung haben als ihre Kollegen im Büro.
Längere Arbeitszeiten und keine Pause
Weitere Folgen der Beschäftigung von zu Hause sind laut der Befragung insgesamt längere Arbeitszeiten bei vielen Mitarbeitern. Diese beginnen ihre Arbeit laut eigener Angabe früher und beenden diese später, als dies betrieblich vereinbart ist oder von ihren Kollegen mit einem Arbeitsplatz innerhalb des Unternehmens gehandhabt wird. Auch die gesetzlich vorgeschriebene Pause wird von 46% der Beschäftigten verkürzt oder ganz weggelassen, so die Ergebnisse der Studie.
Selbst in der Freizeit Abschalten nicht möglich
Fast die Hälfte aller Befragten, die laut eigener Angabe im Homeoffice tätig sind, können selbst außerhalb der offiziellen Arbeitszeiten nicht abschalten. Ein Grund hierfür ist die bereits erwähnte Erreichbarkeit, die stärker von den Arbeitgebern eingefordert oder von diesen erwartet wird, als dies bei einem Mitarbeiter mit einem Arbeitsplatz im Büro der Fall ist. Dies führt bei vielen Arbeitnehmern jedoch zu erhöhtem Stress im Homeoffice und das wirkt sich wiederum nachteilig auf die Gesundheit und die Work Life Balance der Mitarbeiter aus.
Tipps für eine bessere Work-Life-Balance
Anhand der Informationen der Umfrage des DGB sowie der Ergebnisse vergleichbarer Studien, lassen sich neben der Schattenseiten der Arbeit im Homeoffice auch Vorteile der Heimarbeit erkennen. So sinkt das Level an Stress im Homeoffice nachweislich, wenn bestimmte Bedingungen gegeben sind. Dazu zählen beispielsweise die Möglichkeit, die eigene Arbeitszeit selbst zu bestimmen sowie das Einhalten von Zeiten, in denen keine Erreichbarkeit der Beschäftigten erwartet wird. Ohne diese Störungen und Unterbrechungen durch Vorgesetzte können die Menschen in freier Zeiteinteilung wesentlich effektiver arbeiten und gönnen sich auch häufiger Pausen.
DGB fordert einheitliche Regelung der Arbeitssituation in Deutschland
Laut einem Artikel, den die Süddeutsche Zeitung vor kurzem veröffentlicht hat, fordert der Deutsche Gewerkschaftsbund angesichts der Daten aus seiner Umfrage nun ein Gesetz, das die Arbeit im Homeoffice für alle Arbeitnehmer verbindlich und einheitlich regelt. Dadurch sollen Belastungsfaktoren und Stressfaktoren, denen die Menschen im Homeoffice im Vergleich zu Mitarbeitern im Büro ausgesetzt sind, reduziert und die Selbstbestimmung der Beschäftigten gestärkt werden. Der DGB geht davon aus, dass entsprechende Maßnahmen seitens der Arbeitgeber in einer Firma dazu führen können, dass die Gesundheit der Beschäftigten durch das Arbeiten im Homeoffice in Zukunft weniger stark beeinträchtigt wird.
So viele Menschen arbeiten im Homeoffice
Seit dem Beginn der Pandemie und den damit verbundenen Lockdowns ist der Anteil der im Homeoffice Beschäftigten stark angestiegen. Während vor dem ersten Corona-Lockdown gerade einmal 4 Prozent aller Arbeitnehmer ihre Aufgaben in der Firma von zu Hause erledigten, waren es zu Spitzenzeiten der Pandemie bis zu 27 Prozent. Laut aktuellem Stand von April 2022 lag dieser Wert noch immer bei einem Viertel aller Beschäftigten.
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Homeoffice als Ausweg aus der Energiekrise?
Obwohl die Arbeit im Homeoffice unter den aktuellen Bedingungen ein Stressfaktor und eine enorme Belastung für viele Mitarbeiter darstellt, erwägt laut Newsletter der Tagesschau der Konsumgüterhersteller Henkel angesichts der drohenden Energiekrise seinen Betrieb noch stärker ins Homeoffice zu verlagern. Auf diese Weise hofft der Chef von Henkel, Carsten Knobel, die Heizkosten in den betrieblichen Räumlichkeiten zu reduzieren, da die Mitarbeiter zu Hause in jedem Fall heizen und so das Arbeiten im Homeoffice für weniger Energiekosten im Unternehmen sorgt.
Kohle und öl als alternativen zum Gasverbrauch
In der Kommunikation mit der „Rheinischen Post“ gab Knobel an, künftig mehr Öl und Kohle zum Betrieb seines Kraftwerks in Düsseldorf nutzen zu wollen. Diese Auswahl würde es, seinen Angaben zufolge, gemeinsam mit der Ausweitung der Homeoffice-Arbeit ermöglichen, knapp einen Drittel des momentanen Gasverbrauchs einzusparen. Hierfür bedarf es jedoch noch einer Genehmigung der Bundesnetzagentur, so der Henkel-Chef weiter.
Stress und Belastungen im Homeoffice sollten ernstgenommen werden
Ob die Probleme, die sich laut Carsten Knobel auf diese Weise lösen lassen, sich negativ auf die Arbeits- und Freizeitgestaltung der jeweiligen Mitarbeiter und deren Gesundheit auswirken würden, bleibt bislang offen. Fest steht, dass die erhöhte Belastung der Beschäftigten, die im Homeoffice arbeiten und deren Level an Stress, angesichts der Inhalte und Ergebnisse der Studie ernst genommen werden sollten.
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