Wirtschaftsforscher Michael Hüther spricht sich für 42-Stunden-Woche aus

Um zukünftige Engpässe in der Rente zu vermeiden, bringt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, die 42-Stunden-Woche ins Spiel.
Arbeitszeit im Bürogebäude

© iridescentstreet / Adobe Stock

Wirtschaftsforscher Michael Hüther spricht sich für 42-Stunden-Woche aus

Statt kürzerer Arbeitszeiten soll mehr Stunden gearbeitet werden: Um zukünftige Engpässe in der Rente zu vermeiden, bringt Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, die 42-Stunden-Woche ins Spiel.

Der demographische Wandel in Deutschland beeinflusst auch die Rente. Immer weniger Beschäftigte müssen mit ihren Rentenbeiträgen die Renten finanzieren. Damit auch zukünftig ausreichende Renten ausbezahlt werden können, sprechen sich manche für eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters aus. Doch eine solche Maßnahme wäre sehr unpopulär und ließe sich kaum durchsetzen.

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Mehr arbeiten statt weniger?

Während sich aktuelle Diskussionen um die Arbeitszeit in Deutschland meist darauf beziehen, auf welche Weise weniger gearbeitet werden könnte – zum Beispiel in Form einer Vier-Tage-Wocheschlägt Michael Hüther eine andere Richtung ein. Hüther ist Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln. Angesichts der Rentenentwicklung schlägt er vor, statt eines späteren Renteneintrittsalters die Wochenarbeitszeit auf 42 Stunden zu erhöhen. Dabei könnten verschiedene Nachbarländer als Vorbild dienen. So werde beispielsweise in der Schweiz zwei Stunden pro Woche länger gearbeitet als in Deutschland. In Schweden sei es eine Stunde. Würde man die durch eine 42-Stunden-Woche geleistete Mehrarbeit aufsummieren, könnte man bis 2030 den demographisch bedingten Verlust an Arbeitsvolumen kompensieren, meint Hüther. Die zusätzlich geleisteten Stunden müssten natürlich bezahlt werden. Ziel sei es nicht, die Löhne durch die Hintertür zu kürzen.

Sind deutsche Beschäftigte überhaupt zur Mehrarbeit bereit?

Dabei stellt sich allerdings die Frage, ob deutsche Arbeitnehmer überhaupt bereit dazu sind, mehr zu arbeiten, denn tatsächlich ist die durchschnittliche Arbeitszeit in den vergangenen Jahren gesunken. Im Jahr 1991 arbeitete jeder Arbeitnehmer im Schnitt pro Woche 38,4 Stunden. Im Jahr 2019, also direkt vor der Corona-Pandemie, waren es mit 34,8 Stunden 3,6 Stunden weniger. Das ist aber vor allem bedingt durch den Anstieg der Teilzeitarbeit. Die durchschnittliche Arbeitszeit von Vollzeitkräften betrug dagegen 41 Stunden.

Würde die wöchentliche Arbeitszeit tatsächlich auf 42 Stunden erhöht, könnte es durchaus passieren, dass sich mehr Arbeitnehmer für eine Teilzeitbeschäftigung entscheiden, worauf in der Regel auch ein Anspruch besteht. In der Folge könnte der gewünschte Effekt dann ausbleiben oder sich sogar ins Gegenteil verkehren.

Arbeitszeiten und Ruhezeiten sollen auf den Prüfstand

Auch zur Umsetzung einer 42-Stunden-Woche hat sich Hüther Gedanken gemacht. Statt einfach 24 Minuten pro Tag länger zu arbeiten, sollten die zulässigen Arbeitszeiten sowie die Ruhezeiten auf den Prüfstand, wie Hüther ausführt. Als Beispiel, wie so etwas funktionieren kann, nennt er Belgien. Dort können die Beschäftigten wählen, ob sie ihre Arbeitszeit auf vier oder auf fünf Tage verteilen möchten.

Rein rechtlich wäre eine 42-Stunden-Woche in vielen Fällen möglich. Das Arbeitszeitgesetz sieht zwar eine Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag vor, die jedoch auf bis zu zehn Stunden erweitert werden kann. Es muss aber durch entsprechende Kürzungen an anderen Tagen dafür gesorgt werden, dass die durchschnittliche Arbeitszeit pro Tag in einem Zeitraum von 24 Wochen oder sechs Monaten acht Stunden nicht übersteigt. Rechnet man den Samstag als Werktag hinzu, wären pro Woche sogar 48 und übergangsweise sogar 60 Stunden möglich.

Höheres Eintrittsalter oder längere Wochenarbeitszeit: Wie geht es mit der Rente weiter?

Ohne eine Erhöhung der Wochenarbeitszeit bleiben der Politik verschiedene Möglichkeiten, mit den Einflüssen des demographischen Wandels auf die Rente umzugehen. Eine Option wäre eine weitere Erhöhung des Renteneintrittsalters, das aktuell schrittweise auf 67 angepasst wird. Möglich wären auch eine Erhöhung der Rentenbeiträge oder eine Senkung des Rentenniveaus. Alternativ könnte sich die Regierung dazu entschließen, die Zuschüsse zur Rentenversicherung zu erhöhen, die bereits heute einen großen Teil des Haushalts ausmachen.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.