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Umfrage: Mehrheit der Beschäftigten würde sich für mehr Freizeit statt für mehr Geld entscheiden
Eine Umfrage zeigt, dass die Mehrheit der Beschäftigten kürzere Arbeitszeiten gegenüber zusätzlichem Einkommen bevorzugt.
Der Trend zum Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten in Deutschland scheint sich fortzusetzen: Nach einer aktuellen Umfrage, die vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) veröffentlicht wurde, zeigte sich, dass sich 59,3 Prozent derjenigen, die ein tarifliches Wahlrecht zwischen mehr Geld und kürzeren Arbeitszeiten haben, sich für letztere entscheiden würden.
Während sich auf der einen Seite der Fachkräftemangel in Deutschland der heimischen Wirtschaft zu schaffen macht, steigt auf der anderen Seite der Wunsch der Beschäftigten nach mehr Flexibilität und Selbstbestimmung sowie nach kürzeren Arbeitszeiten.
Gründe dafür gibt es verschiedene: Dazu gehört zum Beispiel die Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen führen oftmals zu Teilzeitbeschäftigung – überwiegend bei Frauen. Begünstigt wird dies auch durch die im Jahr 2019 eingeführte Brückenteilzeit mit Rückkehrrecht zur vorherigen Arbeitszeit.
Fast 60 Prozent der Beschäftigten wählten kürzere Arbeitszeiten
Den Wunsch nach mehr Freizeit und kürzeren Arbeitszeiten bestätigt eine aktuelle Umfrage, die unter mehr als 3.000 Beschäftigten aus über 150 Betrieben vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) durchgeführt wurde. 59,3 Prozent der Beschäftigten mit Wahloption zwischen mehr Geld und kürzeren Arbeitszeiten entschieden sich demnach für die zweite Option. Lediglich 34,4 Prozent votierten für eine Sonderzahlung oder eine monatliche Entgelterhöhung. 6,3 Prozent der Beschäftigten wählten eine Kombination aus beidem.
Nicht alle Betriebe bieten Wahlmöglichkeiten für alle Beschäftigten
Nicht alle Betriebe mit einer entsprechenden tariflichen Regelung bieten allen Beschäftigten diese Wahlmöglichkeit an. Das trifft nur auf 75 Prozent der Betriebe aus der Umfrage zu. Bei den restlichen 25 Prozent bleibt die Wahlmöglichkeit bestimmten Beschäftigten vorbehalten. Meist handelt es sich dabei um Beschäftigte mit Kindern oder solche, die Angehörige pflegen. Auch Tarifbeschäftigte in Schichtarbeit haben oftmals die Möglichkeit zu wählen.
Auch Beschäftigte ohne Wahloption würden kürzere Arbeitszeit wählen
Auch unter den Beschäftigten, die keine Wahloption haben, zeigt sich eine mehrheitliche Präferenz für weniger Arbeit. Von ihnen würden 65,3 Prozent diese Option bevorzugen. Nur 28,1 Prozent würden sich für mehr Geld entscheiden. 6,6 Prozent würden eine Kombination aus beidem wählen.
Die Motivation zur Senkung der Arbeitszeit ist laut Umfrage unterschiedlich verteilt. Als Hauptgrund wird angegeben, dann mehr Zeit für Hobbys und die Familie zu haben (39,1 Prozent). Dahinter folgt der Wunsch, mehr Zeit für sich selbst zu haben (23,1 Prozent). Mehr Zeit für die Familie führen 22,9 Prozent der Befragten als Grund an. Lediglich 15 Prozent nannten eine Verringerung der Arbeitsbelastung als Motivation.
Bewertung
Der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten steht den Interessen vieler Unternehmen entgegen, die sich eher eine Ausweitung des Arbeitsvolumens wünschen. Weil aufgrund des Fachkräftemangels offene Stellen immer schwieriger zu besetzen sind, führt die Reduzierung der Arbeitszeiten zu einer zunehmenden Verschärfung der Probleme.
Solange allerdings die Möglichkeiten zur Kinderbetreuung und zur Versorgung pflegebedürftiger Menschen im Land nicht deutlich verbessert werden, dürfte der Trend zur Teilzeit nicht nachlassen.