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Überstunden an der Tagesordnung: Arbeitszeiterfassung bei Assistenzärzten in der Schweiz
Assistenzärzte in der Schweiz leiden vielfach unter langen Arbeitszeiten. Zu viele Stunden pro Tag und pro Woche sind eher die Regel als die Ausnahme. Das liegt auch an uneinheitlichen Systemen zur Arbeitszeiterfassung.
Nicht nur in Deutschland sind lange Arbeitszeiten für das Klinikpersonal ein Thema. Auch im Nachbarland Schweiz sehen sich Pflegekräfte und auch Assistenzärzte mit einer hohen Arbeitslast konfrontiert.
- Arbeitszeiten erfassen
- Dokumentationspflicht einhalten
- Arbeitszeitkonten digital verwalten
- Zeiten auswerten und exportieren
In einem Interview berichteten Frederico Mazzola, Assistenzart Chirurgie in einem Schweizer Spital, sowie Anna Wang, Präsidentin des Verbandes Schweizer Assistent- und Oberärzte (VSAO), über den Alltag in Schweizer Kliniken.
Lange Arbeitstage und mehr als 50 Stunden pro Woche
Laut Mazzola beginnt ein normaler Arbeitstag für einen Assistenzarzt zwischen 06.30 Uhr und 07.00 Uhr. Zwischen 17.00 Uhr und 19.00 Uhr endet der Arbeitstag. Die tägliche Arbeitszeit kann zwischen elf und 15 Stunden betragen. Dabei arbeiten laut einer Umfrage der NZZ etwa 40 Prozent der Assistenzärzte pro Woche mehr als die im Schweizer Arbeitsgesetz festgelegte Höchstarbeitszeit von 50 Stunden. Zeit für eine Mittagspause bleibt oftmals nicht. Auch die vorgeschriebenen Ruhezeiten können nicht immer eingehalten werden.
Nur einen vergleichsweise geringen Anteil dieser Arbeitszeit verbringen Assistenzärzte bei ihren Patienten. Rund die Hälfte der Arbeitszeit wird für Verwaltungstätigkeiten wie zum Beispiel Dokumentationen benötigt.
Gründe für die Überschreitung der Höchstarbeitszeiten
Als Gründe für die häufig überschrittene Höchstarbeitszeit nannte Wang zum Beispiel die schlechte Planbarkeit der Tätigkeiten zum Beispiel durch Notfälle sowie Änderungen der Organisation. Zudem würden sich viele Kliniken beim Erstellen von Dienstplänen an den möglichen Höchstarbeitszeiten orientieren, so dass keine Puffer vorhanden sind.
Die erbrachten Überstunden und das Überschreiten der Höchstarbeitszeiten werden dabei nicht immer dokumentiert und thematisiert. Das liegt auch an den uneinheitlichen Systemen zur Arbeitszeiterfassung, die in den Kliniken zum Einsatz kommen. In manchen Kliniken werden Einträge per Hand in Exel-Tabellen erbracht, in anderen Kliniken können erfasste Zeiten nachträglich verändert werden.
Ein weiterer wichtiger Grund für die Überlastung der Assistenzärzte an Schweizer Spitälern ist der herrschende Personalmangel. Im Krankheitsfall steht häufig keine Vertretung zur Verfügung, so dass die verbleibenden Kräfte die Arbeit des kranken Kollegen übernehmen müssen.
Maßnahmen gegen die Überlastung der Assistenzärzte
Ansätze zur Milderung der Probleme gibt es. Eine Rolle kann dabei die Digitalisierung spielen. Durch den Einsatz einer leistungsfähigen IT-Infrastruktur in Verbindung mit passenden Applikationen lässt sich der Aufwand für Verwaltungstätigkeiten reduzieren.
Dienstpläne müssen so erstellt werden, dass sie sich nicht an den Höchstarbeitszeiten orientieren. Es müssen ausreichende Puffer vorgesehen werden, so dass die Planung auch bei Notfällen noch Bestand hat, ohne dass Überstunden notwendig sind.
Oberärzte sollten angehalten werden, ihren Assistenzärzten Aufgaben abzunehmen, wenn diese überlastet sind. Durch die Verteilung von Mehrarbeit im Team ließen sich Lastspitzen für einzelne Mitarbeiter reduzieren.
Fazit
Überstunden und das Überschreiten der Höchstarbeitszeit sind auch ein Problem im Schweizer Gesundheitssektor. Betroffen sind nicht nur Pflegekräfte, sondern beispielsweise auch Assistenzärzte. Zu den Ursachen gehören zu wenig Personal, eine schlechte Dienstplanung und fehlende Standards bei der Arbeitszeiterfassung.
Um die Probleme zu lindern, sollten Dienstpläne mit ausreichend Puffer erstellt und Arbeitszeiten objektiv, verbindlich und nachvollziehbar dokumentiert werden. Weitere Verbesserungen können sich durch Unterstützung im Team ergeben, die auch über Hierarchien hinweg greifen muss. Auch die Digitalisierung von Verwaltungstätigkeiten kann zur Entlastung beitragen.