Inhalt
- Überlange Arbeitszeit 2022: Arbeitnehmer weniger betroffen als Selbständige
- Das Wichtigste in Kürze
- Unterschiede zwischen Angestellten und Selbständigen
- Überlange Arbeitszeit: Unterschiede zwischen den Altersgruppen
- Anteil der Führungskräfte mit überlangen Arbeitszeiten
- Männer häufiger als Frauen von überlanger Arbeitszeit betroffen
- Berufs- und branchenabhängige Verteilung überlanger Arbeitszeit
- Überlange Arbeitszeit: Was sagt das Arbeitszeitgesetz dazu?
- Wunsch nach längeren Arbeitszeiten
Überlange Arbeitszeit 2022: Arbeitnehmer weniger betroffen als Selbständige
Der Anteil der Erwerbstätigen in Deutschland mit einer überlangen Arbeitszeit von mehr als 48 Stunden pro Woche ist gesunken und hat ein Rekordtief erreicht. Am höchsten liegt der Anteil bei Selbständigen, die Mitarbeiter beschäftigen.
Das Wichtigste in Kürze
- Der Anteil der Vollzeiterwerbstätigen mit überlanger Arbeitszeit in Deutschland ist im Jahr 2022 auf einen Rekordwert gesunken.
- Selbständige, die Mitarbeiter beschäftigen, waren besonders häufig betroffen.
- Höhere Altersgruppen verzeichneten einen größeren Anteil als jüngere Erwerbstätige.
- Der Anteil unter den Männern lag fast doppelt so hoch wie der Anteil bei den Frauen.
- Führungskräfte waren häufiger betroffen als Mitarbeiter ohne Führungsaufgaben.
- Auch die Branche wirkte sich auf die Häufigkeit überlanger Arbeitszeiten aus.
Von überlanger Arbeitszeit ist die Rede, wenn die Wochenarbeitszeit 48 Stunden übersteigt. Nach Zahlen des Statistische Bundesamts waren im Jahr 2022 rund 8,3 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen von überlanger Arbeitszeit betroffen. Das ist der niedrigste Wert seit der Wiedervereinigung. Im Jahr zuvor hatte der Wert noch 0,6 Prozentpunkte höher gelegen und betrug 8,9 Prozent. Die durchschnittliche Wochenarbeitszeit der in Vollzeit Erwerbstätigen Menschen lag im Jahr 2022 bei 40,4 Stunden.
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Unterschiede zwischen Angestellten und Selbständigen
Fast die Hälfte der Selbständigen (48,2 Prozent), die Mitarbeiter beschäftigen, war im Jahr 2022 von überlangen Arbeitszeiten betroffen. Bei den Soloselbständigen betrug der Anteil dagegen nur 26 Prozent. In der Gruppe der abhängig beschäftigten Arbeitnehmer musste nur rund jeder 20. länger als 48 Stunden pro Woche arbeiten
Fast ein Drittel der Selbständigen mit Beschäftigten arbeitete 2022 außerdem regelmäßig zwischen 18 und 23 Uhr. Dagegen musste nur etwa jeder siebte Arbeitnehmer (14 Prozent) in dieser Zeit arbeiten. Nachtarbeit in der Zeit zwischen 23 und 6 Uhr leisteten 5,2 Prozent der Selbständigen und 4,6 Prozent der Arbeitnehmer. Hier war das Verhältnis also deutlich ausgeglichener.
Überlange Arbeitszeit: Unterschiede zwischen den Altersgruppen
Umso älter die Erwerbstätigen sind, desto höher lag der Anteil derjenigen, die von überlangen Arbeitszeiten betroffen waren. Während nur 1,6 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen zwischen 15 und 24 Jahren im Jahr 2022 mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiten mussten, waren es bei den zwischen 55- und 64jährigen 10,8 Prozent.
Anteil der Führungskräfte mit überlangen Arbeitszeiten
Die stärkere Verbreitung überlanger Arbeitszeit bei Erwerbstätigen höheren Alters ist auch auf den größeren Anteil von Menschen in Führungspositionen in dieser Altersgruppe zurückzuführen. Das zeigt sich daran, dass 2022 rund 27,8 Prozent der Vollzeiterwerbstätigen in Leitungs- und Führungspositionen mehr als 48 Stunden pro Woche gearbeitet haben, während es bei Erwerbstätigen ohne Führungsaufgaben nur 7,2 Prozent waren.
Männer häufiger als Frauen von überlanger Arbeitszeit betroffen
Während im Jahr 2022 rund 10 Prozent der Männer mehr als 48 Stunden pro Woche arbeiteten, waren es bei den Frauen nur etwa mehr als die Hälfte (5,2 Prozent). Zu erklären ist das mit dem hohen Anteil von weiblichen Berufstätigen mit einer Teilzeitbeschäftigung.
Berufs- und branchenabhängige Verteilung überlanger Arbeitszeit
Im Branchenvergleich lag der Anteil der Erwerbstätigen mit überlangen Arbeitszeiten in der Landwirtschaft am höchsten (28,4 Prozent). Auch Akademiker waren mit 11,8 Prozent stark vertreten. Im Vergleich dazu verzeichneten Bürokräfte und kaufmännische Angestellte mit 2,6 Prozent einen vergleichsweise geringen Anteil. Das gilt auch für Hilfsarbeitskräfte in Vollzeit (3,1 Prozent) sowie für Handwerker (4,2 Prozent).
Überlange Arbeitszeit: Was sagt das Arbeitszeitgesetz dazu?
Nach dem deutschen Arbeitszeitgesetz ist eine tägliche Höchstarbeitszeit von acht Stunden einzuhalten. Diese kann allerdings auf bis zu zehn Stunden pro Tag ausgeweitet werden. Weil nach dem Arbeitszeitgesetz auch der Samstag als Arbeitstag gilt, kann die wöchentliche Arbeitszeit gemäß Arbeitszeitgesetz also bis zu 60 Stunden betragen.
Dabei gilt allerdings die Vorgabe, dass eine durchschnittliche Arbeitszeit von acht Stunden pro Tag innerhalb von sechs Monaten bzw. 24 Wochen nicht überschritten werden darf. Geleistete Mehrarbeit muss also in der Folgezeit durch entsprechend kürzere Arbeitszeiten ausgeglichen werden.
Das Arbeitszeitgesetz gilt jedoch nur für Arbeitnehmer und nicht für Selbständige.
Wunsch nach längeren Arbeitszeiten
Derzeit gibt es rund 12,5 Millionen in Teilzeit beschäftigte Arbeitnehmer in Deutschland. 5,7 Prozent von ihnen würden lieber in Vollzeit arbeiten. Männer aus dieser Gruppe äußerten den Wunsch etwas häufiger als Frauen.
Im Vergleich zum Vorjahr sank der Anteil derjenigen, die gerne von Teilzeit in Vollzeit wechseln würden. Gegenüber dem Stand von 2012 sank er um fast zwei Drittel: Damals hatten noch 15,4 Prozent der Teilzeitkräfte diesen Wunsch geäußert.
In Deutschland gibt es im Gesetz zwar den Anspruch auf Teilzeit, doch gibt es keinen Anspruch darauf, von einer Teilzeit- wieder in eine Vollzeitbeschäftigung zurückkehren zu können.
Das ist bei der Brückenteilzeit möglich: Hier wird die Teilzeit von Anfang an auf einen befristeten Zeitraum festgelegt, nach welcher der Arbeitnehmer automatisch wieder in Vollzeit arbeiten kann.
Für die Erhebung wurde der Anteil der Vollzeiterwerbstätigen ab 15 Jahre, die normalerweise 49 Stunden oder mehr pro Woche arbeiten, an allen Vollzeiterwerbstätigen ab 15 Jahre erfasst.