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Thomas de Maizière: Arbeitszeitmodell von Lehrern ist überholt
Der frühere Bundesminister und amtierende Vorsitzende der gemeinnützigen Deutsche Telekom Stiftung, Thomas de Maizière, hat kritisiert, dass Lehrkräfte mit der Organisation ihrer Zusatzaufgaben alleine gelassen würden.
In der Diskussion um die Arbeitszeiten von Lehrkräften hat sich eine prominente Stimme eingeschaltet. Thomas de Maizière, ehemaliger Bundesinnen- und Verteidigungsminister, sprach sich auf dem Deutschen Schulportal für eine Entlastung der Lehrer aus. Denn obwohl die Anzahl der Wochenunterrichtsstunden pro Lehrkraft in Deutschland mit 21 um etwa 13 Prozent unter dem internationalen Mittel liege, fielen pro Lehrkraft und Woche ungefähr drei Überstunden an. In der Summe entspreche das 24.500 zusätzlichen Stellen.
- Arbeitszeiten erfassen
- Dokumentationspflicht einhalten
- Arbeitszeitkonten digital verwalten
- Zeiten auswerten und exportieren
Entlastung der Lehrer vor allem bei fachfremden Tätigkeiten möglich
De Maizière nannte verschiedene Bereiche, die zur Entlastung der Lehrkräfte beitragen können. Bei den unterrichtsnahen Tätigkeiten wie zum Beispiel dem Erstellen von Klausuren könnten Lehrer zusammenarbeiten und dadurch den Aufwand pro Person reduzieren. Perspektivisch sei auch die Unterstützung durch künstliche Intelligenz bei solchen Aufgaben denkbar.
Ein besonderes Augenmerk solle auf der Entlastung bei fachfremden Tätigkeiten von Lehrkräften liegen wie etwa beim Betrieb der IT-Infrastruktur oder dem Einsammeln von Geldern für Klassenfahrten. Solche Tätigkeiten sollten laut de Maiziére von geeignetem Personal übernommen werden. Allerdings gebe es heute beispielsweise erst in jeder zehnten Schule eine IT-Fachkraft.
Verantwortung für Schulpersonal bündeln
Die Verantwortung für die Mitarbeiter, die für unterstützende Tätigkeiten zuständig sind, müssten nach Ansicht von de Maizière in derselben Hand liegen wie die Verantwortung für die Lehrkräfte. Idealerweise wäre dies das jeweilige Bundesland.
Due Schulen müssten außerdem mehr Handlungsspielraum für bestimmte Entscheidungen erhalten – zum Beispiel für die Personalauswahl.
Lehrerarbeitszeitmodell ist überholt
Im Übrigen sei das noch immer geltende Lehrkräftearbeitszeitmodell auf Grundlage eines Deputats für Unterrichtsstunden nicht mehr zeitgemäß. Die verschiedenen Zusatzaufgaben, die von Lehrern ausgeführt werden müssen, sind dort nämlich nicht berücksichtigt. Es sei den Lehrern selbst überlassen, wie sie ihre Zeit einteilen und die Aufgaben organisieren. Das sei mit den gesetzlichen Anforderungen zur Arbeitszeiterfassung nicht mehr vereinbar.
Man habe einen neuen Vorschlag für eine Reform des Arbeitszeitmodells für Lehrkräfte vorgelegt, der bei einigen Bundesländern auf ernsthaftes Interesse gestoßen sei. Die Lehrerinnen und Lehrer hätten ein Recht darauf, dass der Staat sie effizient und gemäß ihren Kompetenzen einsetzt.
Hintergrund: Arbeitszeiterfassung für Lehrer
Obwohl die Arbeitszeiterfassung nach den Urteilen des Europäischen Gerichtshofs 2019 sowie des Bundesarbeitsgerichts im Jahr 2022 mit wenigen Ausnahmen für alle Arbeitgeber verpflichtend ist und damit auch die Arbeitszeiterfassung für Lehrer verpflichtend sein müsste, weigern sich die Kultusminister der Länder bisher beharrlich, entsprechende Systeme einzuführen. Allerdings hat das Bundesarbeitsministerium einer entsprechenden Forderung der Kultusministerkonferenz, Lehrkräfte von der Arbeitszeiterfassung auszunehmen, eine Absage erteilt. In Baden-Württemberg befindet sich derzeit eine Klage auf Einführung der Arbeitszeiterfassung für Lehrer in Vorbereitung.