Teilzeit als Mittel gegen den Fachkräftemangel

Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Teilzeitkräfte bereit sind, ihre Arbeitszeit aufzustocken, wenn Arbeitgeber die passenden Rahmenbedingungen schaffen.
Vater in Teilzeit mit Kind - Seifenblasen

© Jadon Bester/peopleimages.com / Adobe Stock

Teilzeit als Mittel gegen den Fachkräftemangel

Eine aktuelle Studie zeigt, dass viele Teilzeitkräfte bereit sind, ihre Arbeitszeit aufzustocken, wenn Arbeitgeber die passenden Rahmenbedingungen schaffen.

Teilzeitkräfte bieten ein großes Potential zur Milderung des Fachkräftemangels – sowohl, wenn sie auf Vollzeit aufstocken, als auch, wenn sie weiter im Rahmen von Teilzeit tätig sind. Das zeigt eine Studie des Kompetenzzentrums Fachkräftemangel (KOFA) und meinestadt.de.

Besonders wichtig sind dabei flexible Arbeitszeiten und Homeoffice-Möglichkeiten, die es ermöglichen, Beruf und Familie besser zu vereinbaren. Auch eine ausgewogenere Arbeitsbelastung kann für Teilzeitkräfte, die ihre Arbeitszeit ausweiten möchten, ein entscheidender Faktor sein.

Wie Unternehmen von einem Wechsel von Teilzeit zu Vollzeit profitieren können

Unternehmen, die den Wechsel von Teilzeit zu Vollzeit fördern, erfahren dadurch verschiedene Vorteile. Sie können:

  • bestehende Stellen leichter besetzen
  • ihre Mitarbeiterbindung stärken
  • ältere Fachkräfte länger im Unternehmen halten
  • neue Zielgruppen erschließen, die nur in Teilzeit arbeiten können

Welche Faktoren beeinflussen die Bereitschaft, auf Vollzeit aufzustocken?

In der Studie zeigt sich, dass das Alter der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eine hohe Korrelation mit der Bereitschaft zum Wechsel von Teilzeit in Vollzeit aufweist. Während es sich bei den unter 55jährigen 36,7 Prozent vorstellen könnten, auf Vollzeit aufzustocken, sind es bei den über 55- bis 74jährigen nur 6,1 Prozent. Allerdings sind diese Alterskohorten nicht weiter aufgeschlüsselt. So ist nicht erkennbar, ob zum Beispiel die Bereitschaft von 50- bis 55jährigen geringer oder ähnlich hoch ist wie bei 20- bis 25jährigen.

Großes Potential bei der Schichtarbeit

Gerade im Bereich der Schichtarbeit, der oft mit starren Arbeitszeitmodellen verbunden ist, zeigt sich ein überraschend hohes Potenzial für den Wechsel von Teilzeit zu Vollzeit. Lediglich 6,6 Prozent der Schichtdienstleistenden mit Kindern und 23,1 Prozent der Schichtdienstleistenden, die Teilzeitarbeit für mehr Lebensqualität gewählt haben, können sich unter keinen Umständen vorstellen, in Vollzeit zu arbeiten. Zum Vergleich: Bei denjenigen, die nicht im Schichtdienst arbeiten, sind es etwa doppelt so viele (14,6 Prozent bzw. 44,9 Prozent).

Mehr als ein Drittel der Schichtarbeitenden mit Kindern oder dem Wunsch nach mehr Lebensqualität können sich vorstellen, in Vollzeit zu arbeiten, wenn flexible Arbeitszeiten und eine ausgewogenere Arbeitsbelastung gewährleistet sind. Innovative Lösungen wie Elternschichten oder teamorganisiertes Tauschen von Diensten können dazu beitragen, dass die Arbeitszeitwünsche von Unternehmen und Beschäftigten besser aufeinander abgestimmt werden.

Wie lässt sich die Bereitschaft zum Umstieg von Teilzeit auf Vollzeit erhöhen?

Unternehmen sollten zunächst einmal die individuellen Gründe ihrer Mitarbeiter für die Wahl einer Teilzeitbeschäftigung in Erfahrung bringen – denn diese Gründe können komplett unterschiedlicher Natur sein. Sie reichen von der Kindererziehung über die Pflege von Angehörigen bis hin zu Erschöpfung, gesundheitlichen Problemen und dem Wunsch, sich nebenberuflich weiterzubilden.

Die Kenntnis der Gründe hilft Unternehmen dabei, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern passende Angebote zu unterbreiten. Dazu können flexible Arbeitszeiten ebenso gehören wie die Tätigkeit im Homeoffice.

Unternehmen sollten zudem eine ausgewogene Arbeitsbelastung sicherstellen, um Überlastung und Stress zu vermeiden. Eine Überforderung der Mitarbeiter kann dazu führen, dass sie ihre Arbeitszeit reduzieren möchten.

Neben den Arbeitsbedingungen spielen auch Wertschätzung und eine positive Arbeitsatmosphäre eine wichtige Rolle. Mitarbeiter, die sich wertgeschätzt fühlen und gerne zur Arbeit gehen, sind eher bereit, ihre Arbeitszeit zu erhöhen.

Auch die Potentiale der Teilzeit nutzen

Teilzeitkräfte können eine wertvolle und hilfreiche Entlastung für Unternehmen darstellen. Dieses Potential wird aber häufig nicht erkannt: Laut der Studie werden Vollzeitstellen für Fachkräfte mehr als doppelt so häufig ausgeschrieben wie Teilzeitstellen. Dabei suchen Fachkräfte häufiger nach Teilzeit- als nach Vollzeitstellen. Hier passen Angebot und Nachfrage also nicht zusammen.

Wenn sich Unternehmen mehr für Teilzeitkräfte öffnen würden, dann könnten Sie damit mehr offene Stellen besetzen. In diesem Zusammenhang sollten Unternehmen auch daran arbeiten, Vorurteile gegen Teilzeitarbeit abzubauen, die nach den Ergebnissen der Studie vor allem bei Männern noch immer verbreitet sind. So gaben zum Beispiel 56,8 Prozent der befragten Personen die Meinung an, dass Männer in Teilzeit beruflich weniger akzeptiert seien als Frauen in Teilzeit. 72,4 Prozent der Befragten sind der Auffassung, dass mehr Männer gerne in Teilzeit arbeiten würden, dies aber aus Sorge um ihr berufliches Ansehen nicht in die Tat umsetzen.

Unternehmen können hier gegensteuern, indem sie zum Beispiel Vorbilder und Pioniere schaffen. Das ist auch bei Führungskräften möglich – zum Beispiel, indem Führungspositionen per Tandem von mehreren Personen bekleidet werden.

Über die Studie

Für die Studie wurden im Juni 2024 per Online-Befragung mehr als 3.000 Fachkräfte mit Berufsausbildung befragt. Darunter befanden sich 770 Teilzeitkräfte und 2.282 Vollzeitkräfte.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.