Inhalt
- Studie zeigt: längere und atypische Arbeitszeiten gehen mit schlechterer Gesundheit einher
- 4,3 Stunden pro Woche mehr als vertraglich vereinbart
- Wunsch nach kürzerer Wochenarbeitszeit
- Fast 40 Prozent arbeiten auch am Wochenende
- Atypische Arbeitszeiten werden häufig von gesundheitlichen Problemen begleitet
- Hohe Belastung in versorgungsrelevanten Berufen
- Mehr Möglichkeiten zur Flexibilisierung
- Arbeitszeiterfassung weit verbreitet
- Mehr als die Hälfte arbeitet zumindest gelegentlich von zu Hause
- Fazit
Studie zeigt: längere und atypische Arbeitszeiten gehen mit schlechterer Gesundheit einher
In einer aktuellen Studie der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin zeigt sich, dass viele Arbeitnehmer in Deutschland gerne weniger Stunden pro Woche arbeiten würden. Längere Arbeitszeiten sowie Arbeitszeiten außerhalb der typischen Tageszeiten korrelieren mit einer schlechteren Gesundheit.
Die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) hat im Jahr 2015 das Projekt „Arbeitszeitberichterstattung für Deutschland“ eingerichtet, deren Mittelpunkt die BAuA-Arbeitszeitbefragung bildet. Die aktuell vorgelegten Zahlen für das Jahr 2021 zeigen einen deutlichen Einfluss der Coronakrise auf die Arbeitszeiten der Beschäftigten. Befragt wurden rund 20.000 Erwerbstätige in Deutschland, die mindestens zehn Stunden pro Woche in ihrer Haupterwerbstätigkeit arbeiten.
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4,3 Stunden pro Woche mehr als vertraglich vereinbart
Abhängig Beschäftigte arbeiten demnach im Durchschnitt 38,4 Stunden pro Woche. Bei Arbeitnehmern in Vollzeit sind es 43 Stunden im Wochenmittel. Das sind etwa 4,3 Stunden mehr als vertraglich vereinbart.
Der Anteil der in Teilzeit Beschäftigten liegt unter 25 Prozent. Bei dieser Gruppe beträgt die durchschnittliche Wochenarbeitszeit 24 Stunden.
Besonders lang arbeiten Selbständige: Bei ihnen gibt es häufiger sehr lange Wochenarbeitszeiten über 48 Stunden. Und auch bei den sieben Prozent der Befragten, die mehr als einer Beschäftigung nachgehen, liegt die Wochenarbeitszeit höher. Mehrfachbeschäftigte arbeiten pro Woche durchschnittlich 43,5 Stunden.
Wunsch nach kürzerer Wochenarbeitszeit
Bei vielen Beschäftigten besteht der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten. Die durchschnittlich genannte Wunschwochenarbeitszeit liegt bei 34,4 Stunden und damit rund vier Stunden unterhalb des tatsächlichen Mittelwerts. Interessant auch: Etwa die Hälfte der Beschäftigten würde gerne weniger als fünf Tage pro Woche arbeiten.
Fast 40 Prozent arbeiten auch am Wochenende
Die Realität sieht aber vielfach anders aus: So arbeiten 39 Prozent der Beschäftigten regelmäßig auch am Wochenende, wobei 18 Prozent nur an Samstagen und etwa 20 Prozent an Samstagen und Sonntagen arbeiten. Zwei Prozent sind nur an Sonntagen tätig.
Bei Selbständigen ist Wochenendarbeit weit verbreitet: Sie betrifft 72 bis 74 Prozent der Befragten. Dabei wird pro Monat meist an mehreren Samstagen, aber auch an Sonntagen gearbeitet.
Während 80 Prozent der Arbeitnehmer normalerweise tagsüber zwischen sieben und 19 Uhr tätig sind, arbeiten die verbleibenden 20 Prozent auch außerhalb dieses Zeitraums. Für rund 18 Prozent der Beschäftigten ist Schichtarbeit an der Tagesordnung.
Atypische Arbeitszeiten werden häufig von gesundheitlichen Problemen begleitet
Problematisch sind solche atypischen Arbeitszeiten mit Blick auf die Gesundheit. Vermehrte gesundheitliche Beschwerden und eine insgesamt geringere Gesundheit sind bei den betreffenden Beschäftigten zu beobachten. Hinzu kommt eine geringere Zufriedenheit mit der Work-Life-Balance.
Ebenfalls einen negativen Einfluss auf die Gesundheit und die wahrgenommene Work-Life-Balance der Beschäftigten haben betriebsbedingte Änderungen der Arbeitszeit und Arbeit auf Abruf. Zu den negativen Einflussfaktoren gehören außerdem Bereitschaftsdienst, Rufbereitschaft und ständige Erreichbarkeit.
Auch die Qualifikation der Arbeit wirkt sich auf die von den Arbeitnehmern geforderte Flexibilität aus: So sind Arbeitszeiten außerhalb des Zeitfensters von 7 bis 19 Uhr in Berufen mit Basisarbeit weiter verbreitet als in Facharbeit und hochqualifizierter Arbeit. Zudem arbeiten zwei Drittel der Beschäftigten in Basisarbeit regelmäßig an Wochenenden. Sie haben außerdem geringere Flexibilisierungsmöglichkeiten, sehen sich aber gleichzeitig hohen Flexibilitätsanforderungen durch die Arbeitgeber ausgesetzt.
Hohe Belastung in versorgungsrelevanten Berufen
Von den 30 Prozent der Befragten, die in versorgungsrelevanten Berufen wie zum Beispiel in der Pflege arbeiten, müssen einige mit hohen Belastungen durch Schicht- und Wochenendarbeit oder Rufdienste leben. Zudem sind ihre Flexibilisierungsmöglichkeiten geringer, und sie haben seltener die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten.
Während der Corona-Pandemie mussten die Beschäftigen in versorgungsrelevanten Berufen außerdem häufiger am Wochenende arbeiten und auch häufiger ihre Arbeitszeitverlängern, als dies in anderen Berufen der Fall war.
In der Folge berichten die Beschäftigten in versorgungsrelevanten Berufen von einer geringeren Gesundheit und einer geringeren Zufriedenheit mit ihrer Work-Life-Balance.
Mehr Möglichkeiten zur Flexibilisierung
Dabei haben die Möglichkeiten für Arbeitnehmer zur Flexibilisierung ihrer Arbeitszeiten zugenommen. Fast die Hälfte der Beschäftigten kann Einfluss auf Beginn und Ende der Arbeitszeiten nehmen, und mehr 50 Prozent können beeinflussen, wann sie sich Sunden freinehmen. Zwei Drittel haben Einfluss auf ihre Urlaubszeit oder darauf, wann sie sich Tage freinehmen.
Auch hier zeigt sich der Einfluss der Corona-Pandemie: Mehr als ein Drittel der Beschäftigten gibt an, dass sie dank Corona ihre Arbeitszeiten flexibler gestalten können als zuvor.
Doch auch die Arbeitgeber fordern Flexibilität ein: So berichtet etwa ein Zehntel der Befragten von kurzfristigen Änderungen der Arbeitszeiten, die oftmals erst am selben Tag oder am Vortag kommuniziert werden. Etwa vier Prozent der Beschäftigten arbeiten auf Abruf. Fünf Prozent leisten Bereitschaftsdienst, sechs Prozent erbringen Rufbereitschaft.
Vor allem Selbständige und Solo-Selbständige sind häufig von verkürzten Ruhezeiten und Pausenausfällen betroffen. Der Anteil bei dieser Personengruppe liegt höher als bei abhängig Beschäftigten.
Arbeitszeiterfassung weit verbreitet
Eine wichtige Maßnahme zur Einhaltung der gesetzlichen Arbeitszeiten ist die Arbeitszeiterfassung. Diese ist laut Zahlen der Studie weit verbreitet und kommt bei etwa acht von zehn Beschäftigten zur Anwendung. Dabei wird die Arbeitszeit bei 47 Prozent der Arbeitnehmer betrieblich erfasst. 32 Prozent der Beschäftigten erfassen ihre Arbeitszeit selbst. In den meisten Fällen ist die Arbeitszeiterfassung mit einem Arbeitszeitkonto kombiniert.
Mehr als die Hälfte arbeitet zumindest gelegentlich von zu Hause
Insgesamt 54 Prozent der Beschäftigten üben ihre Tätigkeit zumindest gelegentlich von zu Hause aus. Bei Arbeitnehmern mit Büroarbeitsplatz sind es sogar 76 Prozent.
Dabei haben diejenigen mit einem Büroarbeitsplatz mit 60 Prozent fast doppelt so häufig eine Vereinbarung zu Telearbeit oder Homeoffice wie die Beschäftigten insgesamt, die zu Hause arbeiten (32 Prozent).
Die Arbeit im Homeoffice ist vor allem im Öffentlichen Dienst anzutreffen (63 Prozent). Bei den Beschäftigten im Handwerk liegt der Anteil mit 27 Prozent am niedrigsten.
Die Möglichkeit, von zu Hause aus zu arbeiten, korreliert mit einer besseren Gesundheit der Beschäftigten: Diejenigen, die über eine entsprechende Vereinbarung verfügen, bewerteten ihre Gesundheit häufiger als gut oder sehr gut und sind mit ihrer Work-Life-Balance zufriedener als diejenigen ohne eine solche Vereinbarung oder ohne die grundsätzliche Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.
Fazit
Die Studie zeigt, dass es zumindest Korrelationen zwischen der Art der Arbeit sowie den Arbeitszeiten mit der empfundenen Gesundheit der Beschäftigten und deren Zufriedenheit mit ihrer Work-Life-Balance gibt. Dafür spricht auch der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten.
Die Qualifikation der Arbeit und auch die Branche wirken sich auf die Flexibilisierungsmöglichkeiten der Arbeitnehmer aus. Beschäftige in Basisarbeit und in versorgungsrelevanten Branchen müssen deutlich mehr Zugeständnisse eingehen als Beschäftigte in Facharbeit oder in hochqualifizierten Berufen.