Stimmen aus der Wirtschaft gegen die Vier-Tage-Woche

In Zeiten sinkender Arbeitszeiten ist auch die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in vielen Unternehmen eine Option. Allerdings gibt es aus der Wirtschaft auch Stimmen, die eine solche Veränderung für ausgeschlossen halten.
Mitarbeiter verlässt das Büro in einer Vier-Tage-Woche

© BGStock72 / Adobe Stock

Stimmen aus der Wirtschaft gegen die Vier-Tage-Woche

In Zeiten sinkender Arbeitszeiten ist auch die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich in vielen Unternehmen eine Option. Allerdings gibt es aus der Wirtschaft auch Stimmen, die eine solche Veränderung für ausgeschlossen halten.

Die Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich wird aktuell von manchen Arbeitnehmervertretern und Gewerkschaften gefordert. Zu ihnen gehört zum Beispiel die IG Metall. Und auch unter den Beschäftigten erfreut sich eine Vier-Tage-Woche wachsender Beliebtheit. Viele würden ein solches Arbeitszeitmodell sogar einer Lohn- oder Gehaltserhöhung vorziehen.

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Test soll Auswirkungen der Vier-Tage-Woche zeigen

Zu den möglichen Auswirkungen einer Vier-Tage-Woche auf die Produktivität und den Umsatz der Unternehmen gibt es unterschiedliche Auffassungen. Das ist einer der Gründe dafür, dass sich 45 Unternehmen in Deutschland seit Februar an einem Test der Vier-Tage-Woche beteiligen. Dabei kommt das sogenannte 100-80-100-Modell zum Einsatz: 100 Prozent Bezahlung, 80 Prozent Arbeitszeit, 100 Prozent Arbeitsleistung. Der Test wird wissenschaftlich begleitet, um die Effekte der Vier-Tage-Woche erfassen zu können.

Ablehnung der Vier Tage-Woche aus Teilen der Wirtschaft

Für manche Vertreter der Wirtschaft ist die Vier-Tage-Woche unabhängig vom Ergebnis dieses Tests jedoch keine Option. Zu ihnen gehört Wolfgang Grupp, ehemaliger Chef des Textilherstellers Trigema. Er sagte dazu, man könne nicht mehr Wohlstand bei weniger Leistung erhalten, es sei denn, es gebe Maschinen, die im Prinzip die Leistung bringen und den Menschen ersetzen. Zwar gebe es auch bei Trigema Teilzeitkräfte, doch seien diese auch nicht produktiver als Vollzeitkräfte. Das sei sogar nachweisbar. Bei Trigema gelte das Prinzip: Mehr Gehalt für mehr Leistung. Bei Trigema gibt es Anreize wie Boni und Teilzeitmodelle. Er könne sich nicht vorstellen, dass in vier Tagen die gleiche Leistung erbracht werden könne wie in fünf, so Grupp.

Ähnlich sieht es auch Stefan Wolf, Chef des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall. Er hält Deutschland aufgrund von Bürokratie, Steuern und hoher Energiepreise für nicht mehr wettbewerbsfähig. Wolf plädiert für eine Arbeitszeit von mehr als 40 Stunden pro Woche. 35 Stunden würden bei weitem nicht ausreichen.

Selbst Bundesarbeitsminister Hubertus Heil kann sich derzeit eine flächendeckende Vier-Tage-Woche nicht vorstellen. Und doch: In immer mehr Unternehmen werden verschiedene Varianten der Vier-Tage-Woche getestet oder sogar dauerhaft eingeführt. So zum Beispiel bei Gillette in Berlin: Hier arbeiten die Menschen ab dem 1.Juli dieses Jahres nur noch an vier statt an fünf Tagen pro Woche. Die Arbeitszeit von 36 Stunden wird allerdings nicht reduziert.

Ein weiteres Beispiel ist das Klinikum Bielefeld. Dort gibt es auf manchen Stationen die Möglichkeit, die tägliche Arbeitszeit zu erhöhen und dafür auf eine Vier-Tage-Woche umzustellen. Auch hier bleibt die Wochenarbeitszeit unverändert.

Fazit

Die Einstellung zur Vier-Tage-Woche in der Wirtschaft, bei Arbeitgebern und bei Arbeitnehmern ist kontrovers. Die Gegner des Arbeitszeitmodells argumentieren mit sinkendem Umsatz und einer möglichen Verschärfung des Fachkräftemangels. Interessanterweise sehen viele Befürworter der Vier-Tage-Woche aber gerade durch die Vier-Tage-Woche eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel zu begegnen, weil Jobs dadurch attraktiver werden.

Ob die Arbeit an vier statt an fünf Tagen pro Woche produktiver ist, kann sicherlich nicht pauschal beantwortet werden. Es kommt auf verschiedene Kriterien an wie zum Beispiel die Branche und die Aufgaben.

Entscheidend dürfte außerdem sein, welche Variante der Vier-Tage-Woche gewählt wird. Beim 100-80-100-Modell wird die Arbeitszeit bei voller Bezahlung reduziert, und es soll weiterhin das Arbeitsvolumen einer Fünf-Tage-Woche erbracht werden. Aber ist das realistisch? Das würde bedeuten, dass es bei einer Fünf-Tage-Woche Produktivitätsreserven von 20 Prozent gäbe, die aktuell einfach nicht genutzt werden. In vielen Jobs, bei denen Abläufe und Prozesse bereits weitgehend optimiert sind, ist das kaum vorstellbar.

Realistischer scheinen Varianten der Vier-Tage-Woche zu sein, bei denen die Wochenarbeitszeit nicht oder nur teilweise reduziert wird. Auch denkbar: eine Mischung, bei der die Mitarbeiter zumindest einen Teil der wegfallenden Arbeitszeit durch Gehaltsverzicht ausgleichen. Das würde den Unternehmen zusätzliche Spielräume eröffnen, um beispielsweise in bessere technische Ausstattung zur Verbesserung der Effizienz und der Produktivität zu investieren.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.