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Sinkende Arbeitszeiten verstärken den Fachkräftemangel, sagt eine aktuelle Studie
Der herrschende Arbeits- und Fachkräftemangel wird durch den Trend zu geringeren Arbeitszeiten verstärkt. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie des Münchener ifo-Instituts.
Trotz der höheren Zahl von Erwerbstätigen hat sich die Zahl der geleisteten Arbeitsstunden seit dem Jahr 1991 in Deutschland nicht erhöht. Gab es 1991 noch 40 Millionen Erwerbstätige, sind es heute fünf Millionen mehr. Die inzwischen 45 Millionen Erwerbstätigen arbeiten aber in Summe nicht mehr als vor 32 Jahren. Das erklärte ifo-Präsident Clemens Fuest im Zusammenhang mit einer gerade veröffentlichten Studie. Der herrschende Fachkräftemangel offenbare sich demnach zum Beispiel darin, dass fast 50 Prozent der deutschen Unternehmen in der ersten Hälfte des vergangenen Jahres Stellen für Fachkräfte nicht besetzen konnten.
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Den Wunsch vieler Arbeitnehmer nach kürzeren Arbeitszeiten hatte zuletzt eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung bestätigt. Demnach wünschen sich Männer in Vollzeit eine Reduzierung von durchschnittlich 5,5 Stunden. Bei den Frauen sind es 6,2 Stunden.
Fachkräfte fehlen vor allem in den MINT-Fächern
Besonders deutlich ist die Diskrepanz zwischen offenen Stellen und verfügbarem Personal im Bereich der MINT-Fächer (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik). Laut Herbstreport des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) fehlen alleine hier etwa 285.000 Fachkräfte.
Babyboomer verlassen den Arbeitsmarkt
Weil die Generation der sogenannten Babyboomer in Rente gehe, sei mit einer Verschärfung der Situation zu rechnen – vor allem dann, wenn die besonders geburtenstarken Jahrgänge 1963 und 1964 in Rente gingen, so Clemens Fuest vom ifo-Institut.
Insgesamt würden zwischen den Jahren 2025 und 2035 etwa 13,5 Millionen Menschen das Rentenalter erreichen, wie Tabea Bucher-Koenen laut einem Bericht der Tagesschau erklärt. Sie ist Professorin an der Universität Mannheim und gleichzeitig Bereichsleiterin beim Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung. Um das derzeitige Rentenniveau von 48 Prozent des durchschnittlichen Einkommens zu halten, sei es notwendig, dass die Erwerbstätigen entweder länger arbeiten oder höhere Beiträge bezahlen. Weil die älteren Menschen heute gesünder seien und eine um sechs Jahre höhere Lebenserwartung hätten als ihre Elterngeneration, sei dies möglich.
Als problematisch bezeichnete Bucher-Koenen Dinge, welche die Menschen vom Arbeiten abhalten, wie zum Beispiel hohe Steuer- und Abgabenlasten und das Bürgergeld. Eine bessere Kinderbetreuung könnte außerdem dazu beitragen, die Erwerbsquote von Frauen zu erhöhen.
Umwandlung von Teilzeit in Vollzeit keine Lösung
Dagegen dürfte die Umwandlung von Teilzeit- im Vollzeitstellen keine Lösung für den Fachkräftemangel bringen. Das liegt erstens daran, dass nur wenige Teilzeitkräfte bereit dazu sind, in Vollzeit zu arbeiten. Per Zwang ist ein solcher Wechsel ebenfalls nicht möglich. Das regelt das Teilzeit- und Befristungsgesetz. Und diejenigen Teilzeitkräfte, die ihre Tätigkeit gerne ausdehnen möchten, finden häufig keine passende Stelle im Unternehmen.