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Regierung Südkoreas will Höchstarbeitszeit auf 69 Stunden pro Woche anheben
Die südkoreanische Regierung plant eine Anhebung der wöchentlichen Höchstarbeitszeit von 52 auf 69 Stunden. Der Grund: Frauen sollen mehr Überstunden sammeln können und damit mehr Zeit für die Erziehung ihrer Kinder haben.
Südkorea hat weltweit die niedrigste Geburtenrate. Sie liegt bei gerade einmal 0,78 Kindern pro Frau. Das sorgt für eine schrumpfende Bevölkerung mit entsprechenden Auswirkungen auf die Wirtschaft. Für die niedrige Geburtenrate gibt es verschiedene Gründe. Zu ihnen zählen die hohen Kosten für Bildung und Miete im Land sowie die fehlenden Betreuungsmöglichkeiten. Noch immer wird in der südkoreanischen Gesellschaft von den Frauen erwartet, dass sie zu Hause bleiben und sich um die Kinder kümmern. Um die hohen Lebenshaltungskosten zu stemmen, müssen jedoch häufig beide Partner arbeiten gehen. Die Folge ist ein Geburtendefizit: So starben im Jahr 2022 rund 124.000 Menschen mehr als geboren wurden.
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- Dokumentationspflicht einhalten
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Ausweitung der Höchstarbeitszeit soll mehr Zeit für Kinder ermöglichen
Die südkoreanische Regierung will dem nun entgegenwirken und hat sich zu einem ungewöhnlichen Schritt entschieden: Die wöchentliche Höchstarbeitszeit soll von derzeit 52 auf 69 Stunden angehoben werden. Davon sind 40 Stunden reguläre Arbeitszeit, der Rest sind Überstunden.
Die Erhöhung soll es Frauen ermöglichen, mehr Überstunden zu sammeln und damit später länger freinehmen zu können. Diese Zeit können sie beispielsweise nutzen, um sich um ein neugeborenes Kind zu kümmern. Bis zum Jahr 2018 gab es in Südkorea keinerlei Regelungen für geleistete Mehrarbeit.
Die südkoreanische Regierung plant zusätzlich zur angedachten Erhöhung der Maximalarbeitszeiten flankierende Maßnahmen, die es Frauen erleichtern sollen, ihre angesammelten Überstunden vor und nach einer Schwangerschaft abzubauen. In Südkorea haben Frauen per Gesetz vor und nach der Geburt Anspruch auf insgesamt 90 Tage Mutterschutz.
Gewerkschaften und Opposition üben Kritik
Von Seiten der Gewerkschaften und der Opposition gibt es scharfe Kritik an der geplanten Erhöhung der Obergrenze. So wird befürchtet, dass Männer dadurch nur noch mehr arbeiten und sich in der Folge weniger in den Haushalt einbringen würden. Das würde zu einer zusätzlichen Benachteiligung der Frauen führen.
Nicht zu vergessen sind die möglichen negativen Auswirkungen zusätzlicher Überstunden auf die Gesundheit der Arbeitnehmer. So konnten zum Beispiel laut einer Umfrage der südkoreanischen Regierung nur etwa 40 Prozent der Arbeitnehmer ihren vollen Jahresurlaub in Anspruch nehmen. Kommen jetzt noch vermehrte Überstunden hinzu, kann das bei vielen Arbeitnehmern zu einer Überlastung führen. Schon im Jahr 2021 verzeichnete das südkoreanische Arbeitsministerium 739 Anträge auf staatliche Entschädigung für Todesfälle aufgrund von Überarbeitung.