Mehr als drei Viertel aller Unternehmen für wöchentliche statt tägliche Höchstarbeitszeit
Die überwiegende Mehrheit der Unternehmen in Deutschland spricht sich für eine Festlegung der Höchstarbeitszeit auf Wochenbasis aus. Zudem wird kritisiert, dass die Einführung bzw. die Anpassung der Arbeitszeiterfassung durch das Fehlen einer gesetzlichen Neuregelung erschwert wird.
Die Pflicht zur Arbeitszeiterfassung, die nach den Urteilen des EuGH im Jahr 2019 und des Bundesarbeitsgerichts im Jahr 2022 faktisch und mit wenigen Ausnahmen für alle Mitarbeiter und Unternehmen in Deutschland besteht, sorgt in der Wirtschaft für unterschiedliche und auch kritische Reaktionen. Das geht aus Zahlen hervor, die der Branchenverband Bitkom veröffentlicht hat. Viele Unternehmen treibt die Sorge um, es komme durch die Einführung bzw. die Anpassung der Arbeitszeiterfassung zu einem erheblichen und administrativen Mehraufwand. Zwei Drittel der insgesamt 603 befragten Unternehmen äußerten sich in dieser Weise. Gleichzeitig verweisen ungefähr 60 Prozent der Unternehmen darauf, dass sich die Einführung bzw. die Anpassung der Arbeitszeiterfassung durch die noch immer fehlende gesetzliche Neureglung erschwere. Nach wie vor ist die Bundesregierung mit einer Neufassung des Arbeitszeitgesetzes beschäftigt. Derzeit liegt lediglich ein Referentenentwurf vor.
- Arbeitszeiten erfassen
- Dokumentationspflicht einhalten
- Arbeitszeitkonten digital verwalten
- Zeiten auswerten und exportieren
Kritik an Pflicht zur täglichen Arbeitszeiterfassung und an täglichen Höchstarbeitszeiten
Bitkom-Präsident Berg kritisiert am aktuellen Gesetzentwurf sowohl die vorgesehene Pflicht zur täglichen Arbeitszeiterfassung als auch das Festhalten an täglichen Höchstarbeitszeiten. Bitkom fordere schon lange eine Umstellung auf Höchstarbeitszeiten pro Woche. Das ermögliche den Beschäftigten bei der Einteilung ihrer Arbeitszeit mehr Flexibilität und Selbstbestimmung. Der aktuelle Referentenentwurf gehe komplett an der Realität vorbei, in der Homeoffice und Vertrauensarbeitszeit etabliert seien. Das betreffe auch die täglichen Ruhezeiten von elf Stunden.
Unternehmen sehen Vorteile und Nachteile der Arbeitszeiterfassung
Zu den möglichen Vor- und Nachteilen einer verpflichtenden Arbeitszeiterfassung gibt es ebenfalls ein recht deutliches Meinungsbild der Unternehmen. Während 59 Prozent der Unternehmen davon überzeugt sind, dass Flexibilität und Vertrauensarbeitszeit verloren gehen, fürchten 48 Prozent, dass sich die Mitarbeiter durch eine verpflichtende Arbeitszeiterfassung kontrolliert fühlen. Dagegen erkennen 44 Prozent der Unternehmen an, dass Arbeitszeiterfassung die Mitarbeiter vor Stress und Überlastung schützen kann.
Arbeitszeiterfassung sollte differenziert betrachtet werden
Die Debatte zum Für und Wider der Arbeitszeiterfassung ist schon länger im Gange und zeigt die unterschiedlichen Interessen, die mit dem Thema verbunden sind. Dabei ist es wichtig, die Arbeitszeiterfassung differenziert zu betrachten, denn der Aufwand für das Einführen und den Betrieb eines Zeiterfassungssystems sowie die sich daraus ergebende Flexibilität werden entscheidend von der Lösung geprägt, für die sich ein Unternehmen entscheidet.
Hier sind insbesondere digitale Zeiterfassungssysteme von Vorteil. Sie lassen sich in den meisten Unternehmen einfach einführen und mit bestehenden Systemen verbinden. Die Nutzung ist orts- und zeitunabhängig möglich und belastet die Mitarbeiter über Gebühr. Ein weiterer Vorteil sind die oftmals geringen Kosten pro Mitarbeiter für digitale Zeiterfassungssysteme.