IW-Direktor Hüther spricht sich gegen Arbeitszeitverkürzung für alle aus

Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, warnt vor einer Verkürzung der Arbeitszeiten für alle.
Kassiererin im Supermarkt - für manche ein Teilzeitjob

© Drobot Dean / Adobe Stock

IW-Direktor Hüther spricht sich gegen Arbeitszeitverkürzung für alle aus

Der Direktor des Instituts der Deutschen Wirtschaft, Michael Hüther, warnt vor einer Verkürzung der Arbeitszeiten für alle.

Gegenüber dem Deutschlandfunk erklärte Hüther, das Gleichgewicht zwischen Leben und Arbeit, die sogenannte Work-Life-Balance, werde auf die Arbeitszeit verkürzt. So gebe es zum Beispiel in Studien zur Work-Life-Balance und zur Gesundheit von Arbeitnehmern keine großen Unterschiede zwischen Personen, die 40 bis 48 Stunden pro Woche arbeiten und solchen, deren Wochenarbeitszeit zwischen 20 und 35 Stunden liegt. In der Schweiz gebe es zum Beispiel längere Arbeitszeiten als in Deutschland, ohne dass die Menschen dort mehr von Krankheit betroffen seien als hierzulande – dort gebe es sogar eine höhere Lebenserwartung.

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Qualität und Souveränität bei der Arbeit wichtiger als kürzere Arbeitszeiten

Nicht das Arbeitsvolumen habe den größten Einfluss auf die Zufriedenheit, sondern die Souveränität und die Qualität der Arbeitsbedingungen. Zum Beispiel spielten bei Lehrberufen die Größe der Klassen und die Ausstattung eine große Rolle. Man könne nicht angesichts hoher gesellschaftlicher Schwierigkeiten, die sich auch bei Kindern und Familien manifestieren, in bisherigen Zeitmustern und Schüler-Lehrer-Korrelationen verharren.

Kürzere Arbeitszeiten bedeuten weniger Wohlstand

Mit Blick auf den Fachkräftemangel und der sinkenden Anzahl erwerbsfähiger Personen aufgrund des demographischen Wandels sagte Hüther, wenn alle weniger arbeiten würden, gehe dies zu Lasten des Wohlstands, und es gebe weniger zu verteilen. Das sei vor allem in der Pflege und in der Kinderbetreuung problematisch, denn dort lasse sich die Produktivität nicht einfach steigern. Hier hänge die Leistung vom Zeiteinsatz ab. Es sei aktuell technisch schlicht nicht möglich, eine um 20 Prozent gesunkene Arbeitszeit durch eine mindestens so hohe Steigerung der Produktivität auszugleichen. Im Verkehr bräuchte man dazu zum Beispiel eine Digitalisierung des Zugverkehrs und die Akzeptanz von vollautonomen Zügen. Zum Zusammenhang zwischen Arbeitszeit und Produktivität siehe auch den entsprechenden Hintergrundbeitrag.

Lob für den Tarifabschluss zwischen Deutscher Bahn und GDL

Hüther ging auch auf den Tarifabschluss zwischen der Deutschen Bahn und der Lokführergewerkschaft GDL ein. Diese hatten sich auf eine stufenweise Reduzierung der Wochenarbeitszeit für Schichtarbeiter von 38 auf 35 Stunden bis zum Jahr 2029 geeinigt. Dabei kommt ein Optionsmodell zum Einsatz, so dass Mitarbeiter auf Wunsch alternativ länger und für mehr Gehalt arbeiten können. Dieses Modell lobte Hüther ausdrücklich, denn es wirke in beide Richtungen: Es trage den Wünschen der Mitarbeiter ebenso Rechnung wie den gesellschaftlichen Anforderungen hinsichtlich der Mobilitätswende.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.