HR-Themen der Zukunft: Datenbasiertes Arbeiten und ESG

In vielen Unternehmen wird das volle Potential des HR-Bereichs nicht ausgeschöpft. Im Zuge der Digitalisierung können sie durch datenbasiertes Arbeiten und ESG zu wertvollen und effizienten Partnern im Unternehmen werden.
  • Autor: Niklas Perius
  • Aktualisiert am: November 28, 2022
  • 7 Minuten
Datenbasiertes Arbeiten und ESG

© Jacob Lund / Adobe Stock

HR-Themen der Zukunft: Datenbasiertes Arbeiten und ESG

Bis heute wird die HR-Branche in Deutschland vielerorts noch immer nicht als strategischer Partner wahrgenommen. Einer Studie zufolge können Mitarbeiter im Personalwesen dies jedoch verändern, indem sie den Fokus ihrer Arbeit mehr auf datenbasiertes Arbeiten legen und sich genauer mit ESG auseinandersetzen.

Digitalisierung von Unternehmen bislang nicht ausreichend

Für den Ausbau ihrer strategischen Rolle in Unternehmen müssen Abteilungen für Human Ressource Management (HR) dafür sorgen, dass die Digitalisierung intern weiter ausgebaut wird. Laut der aktuellen Studie „Future of HR in Strategy, Sustainability and Technology“ der Strategieberatung Boston Consulting Group (BCG) und der Deutschen Gesellschaft für Personalführung (DGFP) ist es bis dahin jedoch noch ein langer Weg. 260 Mitarbeiter aus dem HR-Bereich wurden im Rahmen der Erhebung befragt.

Personalabteilungen sollten stärker in die Unternehmensführung eingebunden werden

81 Prozent der Befragten geben an, dass ihre Unternehmen vor großen Veränderungen stehen, sei es Wachstum, internationale Orientierung oder interne Umstrukturierung. Dabei seien jedoch nur 60 Prozent der Personaler auch in das Team für Strategieentwicklung und die entsprechenden Prozesse involviert. Dieser Wert ist verblüffend niedrig, zumal alle befragten HR-Mitarbeiter ihrer Geschäftsführung zur Berichterstattung verpflichtet sind und jedes dritte Unternehmen über einen CHRO im eigenen Vorstandsteam verfügt. In großen Firmen macht sich diese Diskrepanz weniger bemerkbar als in Kleinunternehmen. Hier sind strategische HR Business Partner, operative HR-Partner und Exzellenz-Zentren in der Personalwirtschaft weitaus häufiger im Einsatz.

Datengetriebenes HR-Management wird immer wichtiger

Damit die HR-Abteilung ihre strategische Position in Zukunft weiter ausbauen oder überhaupt erst aufbauen kann, werden Daten eine wichtige Rolle spielen, so Jens Baier, Senior Partner bei BCG und Co-Autor der Studie. Ihm zufolge zählt datengetriebenes HR-Management zu den wichtigsten Erfolgsfaktoren für diesen Bereich.

Obgleich viele Unternehmen bereits die Bedeutung der Data Analytics und anderer Technologien, wie dem Daten Hub erkannt haben und auch mit diversen Systemen als mögliche Lösung für die Praxis experimentieren, sind die Bereitschaft zur Veränderung und die finanzielle Lage der Unternehmen für die Performance eines entsprechenden Datenmanagements oftmals noch nicht ausreichend. Bislang verfügt nur jede sechste HR-Abteilung über eine entsprechende Technologie-Einheit, die der Schlüssel zum Erfolg sein könnte. Ein Drittel aller Betriebe verfügt – laut Angabe der Befragten – nicht über das notwendige technische Knowhow für die Anforderungen von einem effektiven Datenmanagement.

HR muss künftig stärker in IT investieren

Der Praxisvergleich zeigt, dass die meisten Unternehmen noch nicht für Data Analytics und andere Themen im Bereich Digitalisierung bereit sind. 58 Prozent nutzen bislang noch Workarounds wie Excel Tabellen oder Ähnliches im Arbeitsalltag, um Informationen zu verarbeiten. Auch ein zentrales Human-Capital-Management System (HCM) auf Basis einer Cloud, das die Funktionen, die für HR notwendig sind, abdecken würde, ist bislang nur bei 8 Prozent aller Firmen vorhanden. Ebenfalls nutzen nur 8 Prozent der Firmen eine ganzheitliche Plattform, die es ermöglicht, alle Informationen zu bündeln und so auch auf dieser Datenbasis eine gezielte Analyse zu erstellen.

Nachhaltigkeit als wichtiger Ansatzpunkt

Neben der Digitalisierung stellen auch das sog. ESG Management sowie das Thema Nachhaltigkeit allgemein wichtige Faktoren dar, mit denen sich die HR-Branche künftig stärker auseinandersetzen muss. Der Begriff ESG steht für „Environment, Social, Governance“ und berücksichtigt Kriterien aus den Bereichen Umwelt, Soziales und verantwortungsbewusster Unternehmensführung. Die Anforderungen an ein nachhaltiges Wirtschaften müssen den Bewertungen durch die ESG-Ratings standhalten. Zudem gelten seit 2020 neue Offenlegungspflichten, die besagen, dass ein jährlicher Report die ESG-Grundlagen berücksichtigen soll.

Digitalisierung könnte bei ESG helfen

Die Digitalisierung des HR-Wesens könnte gleichzeitig auch zu einer nachhaltigeren Arbeitsweise beitragen, so Philipp Kolo von der BCG. Nur auf dieser Basis ließen sich die EU-Anforderungen an den neuen ESG-Ansatz überhaupt erfüllen. Hierfür benötigt es nämlich klar definierte Kriterien und Kennzahlen, um Zahlen und Fakten nachvollziehbar und vergleichbar zu machen. Dies ist wichtig, um für mehr Transparenz zu sorgen und die Bewertungen von Berichten zur Dimension der Nachhaltigkeit übersichtlicher zu gestalten. In dieser Hinsicht muss die HR-Abteilung eines Unternehmens ihm zufolge eine strategische Rolle einnehmen und die Digitalisierung mit Hilfe von IT-Technologien zielgerichtet vorantreiben.

Wertvoller Tipp
Ein erster Schritt in Richtung Digitalisierung im HR-Bereich kann zum Beispiel ein Tool zur Personaleinsatzplanung sein.

Was sind ESG-Ratings?

Um herauszufinden, wie nachhaltig ein Betrieb agiert, ist es möglich, spezielle ESG-Ratings zu erstellen. Diese werden bislang hauptsächlich in der Immobilienwirtschaft verwendet, gewinnen jedoch auch in anderen Bereichen immer mehr an Bedeutung. Sie beschreiben nämlich nicht nur umweltrelevante Aspekte, sondern bieten auch Anreize für Unternehmen und Fondsmanager, um sich für ethische und soziale Werte einzusetzen. Die Bewertung eines Unternehmens nach den ESG-Maßstäben zeigt dabei sowohl auf, wie sich dessen Arbeit auf die Umwelt auswirkt, als auch wie es selbst wiederum davon beeinflusst wird.

Welche Vorgaben bringt das ESG in ein Unternehmen ein?

In einem ESG-Bericht müssen Unternehmer unter anderem darstellen, wie sie in ihrem Betrieb schrittweise die CO2-Emissionen verringern und eine zirkuläre Wirtschaft anstreben. Außerdem müssen sie ihren Willen und Bereitschaft dokumentieren, zum Schutz und zur Regeneration der Umwelt beitragen und ihren Beitrag dazu leisten, Chancengleichheit, Menschenrechte und gesellschaftliche Teilhabe zu ermöglichen. Wichtiger als der eigentliche Bericht ist dabei jedoch die Umsteuerung, die im Unternehmen erzeugt wird.

Welche Möglichkeiten ergeben sich durch ESG-Management im Unternehmen?

Die Erfassung der Risiken und Chancen, die ein nachhaltiges Wirtschaften mit sich bringt, hilft den Marktteilnehmern beim Risikomanagement und bei der Entwicklung neuer Geschäftsmodelle. Außerdem lassen sich dadurch auch neue Mitarbeiter, Geschäftspartner und sogar Investoren gewinnen. Die sog. CSRD sorgt für eine umfassende Informierung von Stakeholdern zu sämtlichen Nachhaltigkeitsaspekten und ermöglicht es diesen dadurch, in nachhaltige Unternehmen zu investieren.

Die Bedeutung von ESG bei Immobilien

In Bezug auf Immobilien spielen ESG Ratings vor allem bei Neubauten und renovierungsbedürftigen Gebäuden auf dem Real Estate Markt eine wichtige Rolle. Aktuell liegt der Fokus dabei vor allem auf dem Umweltaspekt. Dabei gibt es einige Kriterien, die erfüllt sein müssen, damit eine Immobilie als ESG-konform gilt. Insgesamt sollte sich der Energiebedarf einer Immobilie dabei unter den besten 15 Prozent des lokalen Marktes befinden. In der Praxis lässt sich dieser Aspekt jedoch nur schwer überprüfen.

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ESG im Bereich Investment

ESG-Investments beschreiben Assets, also Geldanlagen, die stark von ESG-Richtlinien beeinflusst werden. So werfen Anleger oftmals zunächst einen Blick auf die ESG-Ratings verschiedener Objekte, bevor sie diese in ihre Portfolios aufnehmen. Daher spielt das ESG auch in dieser Hinsicht eine wichtige Rolle für jedes Unternehmen und sollte zu den wichtigsten Themen gehören, mit denen sich eine HR-Abteilung auseinandersetzt. Der Aufwand, der durch das Arbeiten gemäß der Taxonomie-Verordnung der EU entsteht, lässt sich dabei entscheidend verringern, je weiter die Digitalisierung im Unternehmen fortgeschritten ist.

EU-Richtlinie zur Berichterstattung

Ab 2023 gilt in der EU das sogenannte Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD), das bedeutet: Unternehmen sind laut der Taxonomie verpflichtet, den ESG-Bericht in ihren Jahresreport mit aufzunehmen und diesen zu veröffentlichen. Bislang haben nur wenige Unternehmen aus Deutschland freiwillig Auskunft über ihren ökologischen und sozialen „Fingerabdruck“ erteilt. Künftig sollen es deutlich mehr werden. Dabei soll die Kommunikation der Informationen bezüglich der Nachhaltigkeit im Unternehmen einen ähnlichen Stellenwert bekommen wie die Finanzberichterstattung.

Für wen ist die CSRD verpflichtend?

Die CSRD gilt für alle kapitalmarktorientierten Unternehmen und auch für alle großen EU-Betriebe mit Haftungsbeschränkung. Die Offenlegungspflichten bedeuten aber auch, dass ein entsprechendes ESG-Management notwendig ist, um bei den zahlreichen Verordnungen und Vorgaben den Überblick zu behalten. Als groß gelten dabei die Unternehmen, deren Bilanz in Summe mehr als 20 Millionen Euro beträgt oder die einen Nettoumsatz von mehr als 40 Millionen Umsatz pro Jahr erwirtschaften. Außerdem sollten mehr als 250 Mitarbeitende dort beschäftigt sein. Unternehmen, die mindestens 2 dieser Anforderungen erfüllen, unterliegen der Pflicht zur Dokumentation nach ESG-Vorgaben.

Dringender Handlungsbedarf in Sachen Nachhaltigkeit

Derzeit sind die meisten HR-Abteilungen in Bezug auf ihr Datenmanagement noch nicht ausreichend auf die ESG-Richtlinien vorbereitet. Obwohl 78 Prozent der Personalerinnen und Personal nachhaltiges Wirtschaften als eines der wichtigeren Themen einstufen, sind aktuell nur 4 Prozent der Unternehmen in der Lage, die notwendigen Nachhaltigkeits-Daten zu sammeln und ordnungsgemäß zu dokumentieren, die laut der Taxonomie benötigt werden, um ein gelungenes ESG-Management zu vollziehen.

Datenbasiertes Arbeiten als Lösung für nachhaltiges Handeln

Um die nachhaltige Wirtschaft des eigenen Unternehmens auch gegenüber anderen Akteuren, z. B. Investoren zu belegen, ist ein gutes Datenmanagement wichtig. Die Informationen lassen sich dabei mittels moderner IT-Prozesse wie einer Daten Hub mit wenig Aufwand problemlos speichern und nach Bedarf transferieren. Fest steht für die Autoren der Studie, dass sich die Aufgaben der HR-Abteilungen in Zusammenhang mit den Anforderungen der Kategorien im ESG-Management entscheidend verändern werden. Dies macht sich auf jeden Fall bereits deutlich anhand der Arbeitsweise und der Prozesse im Arbeitsalltag bemerkbar.

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Verfasst von Niklas

Mit dem Fokus auf aktuelle Ereignisse und Studien liefert Euch Niklas Einblicke in die HR-Welt.