Frauen in Führungspositionen: deutliche Rückstände bei Familienunternehmen

Frauen in Führungspositionen sind in Deutschland noch immer eine Seltenheit. Zu diesem Ergebnis kommt eine aktuelle Studie, die auch aufdeckt, dass dies in Familienunternehmen ein besonderes Problem darstellt. Börsennotierte Konzerne hingegen gehen mit gutem Beispiel voran, was Diversität und Gleichberechtigung angeht.
Frauen in Führungspositionen

Frauen in Führungspositionen: deutliche Rückstände bei Familienunternehmen

In wenigen anderen Ländern wird die Wirtschaft so stark durch Familienunternehmen geprägt, wie in Deutschland. Eine Studie deckt auf, dass große Firmen in Familienbesitz noch immer selten Frauen in Führungspositionen berufen.

Die deutsch-schwedische Allbright Stiftung kommt in ihrem Frühjahrsbericht zu dem Schluss: Familiengeführte Unternehmen verlieren den Anschluss an den Rest der Wirtschaft, was Geschlechtervielfalt und Gleichberechtigung angehen. Die 100 umsatzstärksten Familienunternehmen beschäftigen lediglich 8,3 Prozent Frauen in der Geschäftsführung, knapp halb so viel wie in börsennotierten Konzernen.

Höhere Transparenz bedeutet höhere Frauenquote

Der größten Transparenzpflicht unterliegen die 40 großen DAX-Konzerne. Dort ist auch die Frauenquote im Vorstand mit 19,8 am größten. Dies lässt sich darauf zurückführen, dass DAX-Konzerne am stärksten im öffentlichen Fokus liegen, sie meist internationaler ausgerichtet sind und darauf angewiesen sind, unabhängig vom Geschlecht die besten Talente zu gewinnen.

In den Familienunternehmen lässt sich ein ähnlicher Trend beobachten: Hohe Transparenz und die Einflussnahme familienfremder Akteure gehen mit einem höheren Anteil an Frauen in der Geschäftsführung einher. Börsennotierte Familienunternehmen weisen eine Frauenquote von 16,4 Prozent auf, während Unternehmen die sich gänzlich im Familienbesitz befinden lediglich 4.8% der Führungspositionen mit einer Frau besetzt haben.

Veränderungen bei den börsennotierten Unternehmen bereits sichtbar

Sowohl in den börsennotierten Unternehmen als auch in den familiengeführten Unternehmen gibt es viel Bewegung an der Spitze. Das heißt es gibt immer wieder neue Stellen in Führungspositionen, der Unterschied besteht darin, wie sie besetzt werden. Die Unternehmen das DAX, MDAX und SDAX nutzen die offenen Stellen als Chance, diverser und internationaler zu werden. Die Familienunternehmen verfolgen eine andere Strategie. Sie orientieren sich bei der Suche nach Talenten regional und setzen auf etablierte und vermeintlich bewährte Wege. Die Folge daraus: eine von Männern dominierte Führungslandschaft.

Diese alteingesessene Denkweise stellt die Familienunternehmen vor eine Herausforderung, bietet ihnen aber gleichermaßen eine große Chance zur Modernisierung, denn die Studie zeigt auch: Frauen entscheiden sich bevorzugt für Unternehmen, in denen bereits Frauen in der Führungsebene tätig sind. In der Regel ist dies in familiengeführten Unternehmen nicht der Fall, weshalb es zunehmend schwieriger wird, Managerinnen für die offenen Stellen in der Geschäftsleitung zu begeistern. Dasselbe Prinzip lässt sich auch auf jede andere Form der Diversifikation anwenden, denn vielfältige Talente werden von bestehender Vielfalt angezogen.

Der Status Quo: homogene Führungsebenen

Da in den Familienunternehmen aber noch immer überwiegend auf diese männerdominierte Führungslandschaft gesetzt wird, ist über die Jahre eine äußerst homogene Struktur in der Führungsetage entstanden. Bei der Rekrutierung wird das bestehende Muster reproduziert, indem die Mitglieder der Geschäftsleitung beim besetzen der offenen Stellen auf jüngere Kopien ihrer selbst setzen.

In den 100 größten Familienunternehmen Deutschlands ist die Geschäftsleitung zu 88% männlich, deutsch (89%) und hat eine Ausbildung in Westdeutschland genossen (84%).
Darüber hinaus geht der Trend dahin, Führungskräfte aus anderen Unternehmen zu rekrutieren. Führungskräfteentwicklung, also Beförderungen aus dem eigenen Unternehmen heraus, wird bei den familiengeführten Unternehmen immer seltener. Nur noch 44% der Stellen in der Betriebsleitung werden mit internen Mitarbeitern besetzt.

Alte Muster sollen aufgebrochen werden

Die Allbright Stiftung hat sich mit ihrem jährlichen Frühjahresbericht zum Ziel gesetzt, den Status Quo zu überwinden und alte Muster aufzubrechen. Zu diesem Zweck wurden die betroffenen Unternehmen nicht nur auf die Struktur in ihrer Geschäftsleitung hin untersucht, sondern auch namentlich genannt und somit sprichwörtlich an den öffentlichen Pranger gestellt.

Die Auswertung zeigt deutlich, dass der öffentliche Druck, der aus dem gesellschaftlichen Wandel resultiert, bei den börsennotierten Unternehmen bereits Wirkung zeigt. Die Familienunternehmen hinken hinterher und scheinen langsam aber sicher den Anschluss zu verlieren.

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Auch ein Thema in der Politik

Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz Robert Habeck erkennt an, dass sich die deutsche Wirtschaft aufgrund von fortschreitender Digitalisierung und dem Umbau zu klimaneutralem Wirtschaften in einem Transformationsprozess befindet.

Eine erfolgreiche Transformation ist ohne Diversität, ohne die gleichberechtigte Einbindung von Frauen in die Wirtschaft nicht denkbar. Umfassende Transformationsprozesse wie jene, welche die deutsche Wirtschaft und Gesellschaft gerade gestalten, werden umso eher gelingen, je mehr die spezifische Veränderungs-Perspektive von Frauen in Führungspositionen berücksichtigt wird.

Robert HabeckMinister für Wirtschaft und Klimaschutz, Bundesrepublik Deutschland

Habeck bezieht sich im weiteren auf Studien, welche belegen, dass Vielfalt in Unternehmen zu mehr Lösungskompetenz, Kreativität und Innovationen führen. Er verspricht mit seinem Ministerium für die Förderung von Frauen einzustehen. Als konkrete Maßnahmen nennt Habeck Investitionen in Gründerinnen und Unterstützung für Frauen im Mittelstand, im Handwerk und in Start-Ups und die wirtschaftliche Teilhabe von Frauen aufzuwerten.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Bundesrepublik Deutschland in Sachen Vielfalt und Gleichberechtigung in Führungspositionen großes Verbesserungspotential hat. Argumente wie Mutterschutz und Familienplanung sind lange nicht mehr zeitgemäß und veraltet. Große Konzerne gehen aufgrund der höheren Transparenz mit guten Beispielen voran während besonders die familiengeführten Unternehmen deutliche Rückstände aufzuholen haben.

Diese Rückstände sind darauf zurückzuführen, dass Familienunternehmen im Einstellungsprozess auf regionale Talente zurückgreifen, die der aktuellen Geschäftsleitung in vielen Aspekten ähnlich sind. Studien decken aber auf, dass eine vielfältige Führungsebene Vorteile für das Unternehmen mit sich bringt, weshalb sich auch die Politik der Förderung von Frauen und Vielfalt in Führungspositionen verschrieben hat.

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Verfasst von Niklas

Mit dem Fokus auf aktuelle Ereignisse und Studien liefert Euch Niklas Einblicke in die HR-Welt.