Fast jeder zweite Arbeitnehmer in Deutschland würde gerne weniger arbeiten

Arbeitnehmer in Deutschland sehen mehrheitlich keine Notwendigkeit, mehr zu arbeiten. Und jeder Zweite würde seine Arbeitszeit sogar gerne reduzieren.
Millennials am Arbeitsmarkt

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Arbeitnehmer in Deutschland sehen mehrheitlich keine Notwendigkeit, mehr zu arbeiten. Und jeder Zweite würde seine Arbeitszeit sogar gerne reduzieren.

Auf der einen Seite leiden viele Unternehmen in Deutschland unter dem zunehmenden Fachkräftemangel. Auf der anderen Seite ist die Bereitschaft der Arbeitnehmer, mehr zu arbeiten und damit zumindest einen Teil des Fachkräftemangels auszugleichen, eher gering. Das ergab der XING Arbeitsmarktreport 2024, der jetzt veröffentlicht wurde. Befragt wurden im Juli insgesamt 3.500 Angestellte (2.000 in Deutschland, 1.000 in Österreich und 500 in der Schweiz).

Umso jünger, desto wahrscheinlicher der Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten

Generationenübergreifend möchten 49 Prozent der Arbeitnehmer ihre Arbeitszeit reduzieren. Am höchsten liegt der Anteil bei der Generation Z (53 Prozent). Bei den Millenials liegt der Anteil bei 50 Prozent. Dahinter folgen die Generation X (48 Prozent) und die Babyboomer (37 Prozent). Das zeigt: Umso älter die Arbeitnehmer bzw. umso länger sich diese schon im Berufsleben befinden, desto geringer ist der Wunsch, die Arbeitszeit zu reduzieren.

Freizeit für viele wichtiger als Einkommen

Freizeit ist für viele wichtiger als Einkommen: Dafür spricht, dass 34 Prozent der Befragten für mehr Urlaubstage auf einen Teil ihres Gehalts verzichten würden. 21 Prozent würden für eine bessere Work-Life-Balance finanzielle Einbußen in Kauf nehmen. Dabei ist die Mehrheit mit ihrer Work-Life-Balance zufrieden: Das gilt für 52 Prozent der Befragten. Hier liegt der Anteil bei Männern mit 55 Prozent über dem Anteil der Frauen (49 Prozent). Als wichtigste Hürde in diesem Zusammenhang werden gesundheitliche Probleme und Stress genannt.

Mehrarbeit zum Wohl der Wirtschaft wird von Jüngeren häufiger als notwendig erachtet

Wenn es um die Frage geht, ob Mehrarbeit nötig sei, um einem wirtschaftlichen Abschwung entgegenzuwirken, zeigt sich ein umgekehrtes Bild. Während 53 Prozent derjenigen aus der Generation Z diese Frage verneinen, sind es bei den Millenials 55 Prozent sowie bei der Generation X und bei den Babyboomern jeweils 63 Prozent. Das kann daran liegen, dass sich die älteren Generationen sicherer fühlen oder der Meinung sind, sie hätten ihren Beitrag bereits geleistet.

Mehr Urlaub und finanzielle Anreize für Mehrarbeit werden bevorzugt

Wenn es darum geht, welche Anreize zum Leisten von Mehrarbeit notwendig wären, gaben 48 Prozent finanzielle Benefits wie Bonuszahlungen und Prämien an. Ein höheres Gehalt proportional zur Stundenzahl nannten 40 Prozent, während 43 Prozent die zusätzliche Arbeitszeit höher vergütet bekommen möchten. Zusätzliche Urlaubstage wären für 40 Prozent der Arbeitnehmer ein Anreiz für Mehrarbeit. Immerhin jeder Dritte (33 Prozent) nannte in diesem Zusammenhang steuerliche Anreize. Insgesamt wären aber nur neun Prozent der Befragten bereit, mehr zu arbeiten. Bei den geringfügig oder in Teilzeit Beschäftigten sind es 15 Prozent.

Chancen für Unternehmen

Für Unternehmen bedeuten diese Ergebnisse laut den Urhebern der Studie, dass sie durchaus Möglichkeiten haben, zusätzliche Arbeitszeiten zu mobilisieren. Die wichtigsten Hebel dafür sind attraktive Vergütungen und flexible Arbeitszeitmodelle.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.