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Einzelhändler bei Digitalisierung noch immer zurückhaltend
Im deutschen Einzelhandel ist die Digitalisierung noch immer nicht überall angekommen. Das kann für die betreffenden Händler zu schwerwiegenden Problemen führen.
Spätestens seit der Corona-Krise zeigt sich, dass der Einzelhandel zumindest in manchen Branchen mit sinkenden Kundenzahlen zu kämpfen hat. Das liegt insbesondere an der wachsenden Konkurrenz durch Onlineshops und E-Commerce. Lockdown und die Angst vor Ansteckung haben viele bisherige Kunden von stationären Ladengeschäften dazu bewogen, ihre Produkte aus dem Internet zu beziehen. Davon weitgehend ausgenommen sind nur wenige Brachen wie zum Beispiel der Lebensmitteleinzelhandel oder Drogeriemärkte. Hinzu kommen weitere Probleme wie steigende Mieten, die vor allem Geschäfte in Innenstädten betreffen.
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Digitalisierung kann Kosten senken und den Umsatz steigern
Einen Ausweg aus dieser Situation bietet der Weg in die Digitalisierung. Sie kann für Einzelhändler an verschiedenen Stellen der Wertschöpfungskette zu Kostensenkungen führen und außerdem für höhere Umsätze sorgen.
Verschiedene Ursachen für fehlende Digitalisierung
Umso verwunderlicher ist es, dass viele Einzelhändler und hier insbesondere unabhängige und familiengeführte Unternehmen noch immer keinen Bedarf für eine Digitalisierung ihrer Prozesse sehen. So zeigt zum Beispiel eine Studie des Marktforschungsinstituts IFH Köln, dass etwa 60 Prozent der unabhängigen Händler keinen Bedarf an Digitalisierung sehen oder sich bei dem Thema überfordert fühlen. Als weitere Gründe für die digitale Zurückhaltung wurden mangelndes Vertrauen in digitale Lösungen und fehlende Bekanntheit der bestehenden Möglichkeiten genannt.
In Zeiten des Strukturwandels kann eine solche Verweigerung das Aus für betreffende Unternehmen bedeuten. Manche Experten warnen, dass gerade angesichts der aktuellen Herausforderungen im Einzelhandel das Thema Digitalisierung im Einzelhandel drängt.
Mehrheit der Einzelhändler noch ohne eigenen Onlineshop
Ansatzpunkte gibt es viele. Angefangen bei der Beschaffung und der Logistik und das Nutzen digitaler Lieferketten über eine digitale Lagerverwaltung bis hin zum Verkauf der Produkte in einem eigenen Onlineshop. Hinzukommen unterstützende digitale Werkzeuge wie zum Beispiel Online-Dienstpläne oder digitale Zeiterfassung.
Laut der genannten Studie betreiben 57 Prozent der Einzelhändler noch keinen eigenen Onlineshop. Ein Teil der Einzelhändler nutzt zumindest bestehende Online-Plattformen für den Vertrieb seiner Produkte.
Unterschiede je nach Branche
Interessant ist ein Blick auf den Stand der Digitalisierung in den verschiedenen Sparten. Während sie zum Beispiel in den Bereich Hobby und Freizeit sowie Do-it-yourself schon vergleichsweise weit fortgeschrittenen ist, sieht es in der Lebensmittelbranche anders aus. Hier steckt die Digitalisierung vielerorts noch in den Kinderschuhen. Wer schon einmal versucht hat, Lebensmittel online zu bestellen und sich liefern zu lassen, wird wissen, was damit gemeint ist.
Dass die Digitalisierung im Bereich der Lebensmittelmärkte noch weniger verbreitet ist, verwundert nicht. Erstens leidet diese Sparte wie beschrieben vergleichsweise weniger unter der Corona-Pandemie, wobei immer die Einzelfälle betrachtet werden müssen. Und zweitens stellen die Logistik für und der Onlineversand von Lebensmitteln deutlich höhere Ansprüche, als dies bei anderen Ge- und Verbrauchsgütern der Fall ist. So muss zum Beispiel die Kühlkette konsequent eingehalten werden, um die Lebensmittel frisch zu halten. Auch die Verpackung von Lebensmitteln für den Versand gestaltet sich meist aufwändiger als bei anderen Produkten, insbesondere dann, wenn zusätzlich auf Nachhaltigkeit geachtet werden soll.
Logistik in der Digitalisierung vorne
Insbesondere im Bereich der Logistik ist die Digitalisierung des Einzelhandels schon etwas weiter vorangeschritten als bei anderen Prozessen. Dabei wird verstärkt auf den Online-Großhandel zurückgegriffen. Gerade für kleine Einzelhändler kann der Einkauf im Online-Großhandel günstigere Konditionen bringen. Im Gegensatz zum klassischen Großhandel, wo meist kurzfristige Zahlungsziele und hohe Mindestbestellmengen Voraussetzungen sind, zeit sich der Online-Großhandel deutlich flexibler.
Fazit
Der Einzelhandel kann auf breiter Ebene von der Digitalisierung profitieren. Allerdings werden diese Chancen noch viel zu selten genutzt, wobei es je nach Branche oder Sparte Unterschiede gibt.
Damit der stationäre Einzelhandel auch in Zukunft überleben kann, ist eine Anpassung an den bestehenden Strukturwandel nötig. Durch Kostensenkungen wie zum Beispiel beim Einkauf über den Online-Großhandel lassen sich Kosten einsparen. Neue Vertriebswege über Onlineshops und Online-Marketing-Plattformen versprechen zusätzliches Umsatzpotential.
Um diese Chancen nutzen zu können, benötigen aber insbesondere kleine und familiengeführte Einzelhändler eine qualifizierte Beratung über die bestehenden Möglichkeiten und deren Potentiale. Hier ist auch der Staat gefragt – er muss entsprechende Angebote bereitstellen. Auf der anderen Seite muss aber auch die Bereitschaft der Einzelhändler bestehen, diese Angebote anzunehmen und sich zu informieren.