Inhalt
- Digital Health: Potentiale der Digitalisierung im Gesundheitswesen
- 42 Milliarden Euro weniger Ausgaben für Gesundheitsversorgung möglich
- Sparpotenzial im Vergleich zur Vorgängerstudie gestiegen
- Fortschritte bei Digitalisierung seit 2018 erkennbar
- Einsparungen seit 2018: 1,4 Milliarden Euro
- Analyse zum größten Nutzenpotenzial: 26 digitale Gesundheitstechnologien im Vergleich
- Digitale Gesundheit, E-Health und Enabler-Technologien
- Größter Nutzen: Digitalisierung der Patientendaten
- Sparpotenzial durch Produktivitätssteigerung
- Digitalisierung im Gesundheitswesen läuft schleppend
- Digitale Tools können mehr als viele ahnen
- Bilanz zu bereits eingeführten digitalen Gesundheitstechnologien
- Nicht nur Zahlen, auch Menschen zählen
Digital Health: Potentiale der Digitalisierung im Gesundheitswesen
Eine Studie der Unternehmensberatung McKinsey & Company untersucht den Einsatz digitaler Technologien in der Gesundheitsbranche. Das Fazit: Die Digitalisierung im Gesundheitswesen bietet großes Einsparpotenzial – 12 Prozent der jährlichen Gesamtkosten. Doch nicht nur die Kosteneffizienz würde durch mehr digitale Lösungen wie etwa die elektronische Patientenakte, Tools zur Einsatzplanung oder online Terminvereinbarung steigen. Auch die Versorgungsqualität, die Arbeitssituation des Personals sowie die Behandlung und Betreuung der Patienten würden profitieren.
42 Milliarden Euro weniger Ausgaben für Gesundheitsversorgung möglich
42 Milliarden Euro ließen sich laut der im Mai 2022 veröffentlichten Studie „Digitalisierung im Gesundheitswesen: die 42-Milliarden-Euro-Chance für Deutschland“ durch einen stärkeren Einsatz digitaler Technologien pro Jahr einsparen. Das entspricht 12 Prozent der Gesundheits- und Versorgungskosten, die durch digitale Technologien adressierbar sind. Für das Jahr 2021 belaufen sich diese Kosten auf insgesamt 343 Milliarden Euro (Effekte durch Covid-19 nicht eingeschlossen).
Die Summe von 42 Milliarden Euro potenziellen Einsparungen besteht aus zwei Komponenten. 61 Prozent entfallen dabei auf die Produktivitätssteigerung beim Personal, also den Leistungserbringern. 39 Prozent resultieren aus der Reduktion seitens der Leistungsnachfrage, also den Patienten. Ein Beispiel dazu lautet: Wenn digitale Überwachungssysteme eine Erkrankung früher erkennen, lassen sich später teure Kosten für Aufenthalte im Krankenhaus vermeiden. Neben der Abnahme von zeit- und kostenintensiven Behandlungen würde die Digitalisierung im Gesundheitswesen auch mehr Transparenz schaffen und etwa unnötige Doppeluntersuchungen reduzieren.
- Arbeitspläne erstellen
- Arbeitsschritte im Blick behalten
- Mitarbeiter in die Planung integrieren
- Arbeitsplan automatisch befüllen
Sparpotenzial im Vergleich zur Vorgängerstudie gestiegen
In Vergleich zur Vorgängerstudie aus dem Jahr 2018 sind die Ausgaben – aber auch das Einsparpotenzial – gestiegen. Vor vier Jahren bezifferte McKinsey die Ausgaben für Gesundheit und Versorgung noch auf rund 290 Milliarden Euro und das Sparpotenzial durch mehr Digitalisierung im Gesundheitswesen auf 34 Milliarden Euro. Innerhalb von vier Jahren macht der Anstieg beim Einsparpotenzial somit rund acht Milliarden Euro aus, was 24 Prozent entspricht.
Fortschritte bei Digitalisierung seit 2018 erkennbar
Aber nicht nur die Kosten und das Sparpotenzial haben sich seit 2018 verändert. Auch positive Entwicklungen und bereits erzielte Einsparungen im Bereich Digitalisierung im Gesundheitswesen konnte das Autorenteam von McKinsey feststellen. Sie sind teils durch die Covid-19-Pandemie befeuert worden. Dazu zählt beispielsweise, dass Videosprechstunden von Patienten stärker nachgefragt werden oder dass Termine deutlich häufiger online gebucht werden. Das entlastet die Arztpraxen in Zeiten von Fachkräftemangel und verschafft dem bestehenden Praxispersonal inklusive Ärztinnen und Ärzten mehr Zeit für andere Arbeiten.
Einsparungen seit 2018: 1,4 Milliarden Euro
Die Einsparungen seit 2018, die durch den Einsatz von digitalen Technologien erzielt wurden, beziffert die Studie auf rund 1,4 Milliarden Euro jährlich. Etwa 400 Millionen Euro davon entfallen auf Online-Terminbuchungen. Ärztliche Videokonsultationen verringern die Kosten im Gesundheitswesen um weitere 300 Millionen Euro. Häufig reicht es aus, wenn ein Patient seine Fragen online an einen Arzt oder eine Ärztin stellen kann. Nicht immer ist der Besuch in der Praxis oder Notaufnahme nötig. Etwa 100 bis 300 Millionen Euro konnten in der Pflege durch die Nutzung von Software eingespart werden. Die Software vernetzt das Personal und erleichtert Absprachen zum Einsatzplan oder hinsichtlich der Patientenbetreuung.
Insgesamt bescheinigt McKinsey dem Gesundheitswesen aber weiterhin Nachholbedarf in Sachen Digitalisierung. Die bisher erreichten Einsparungen seien „ernüchternd“ und das Sparpotenzial um ein Vielfaches höher.
Analyse zum größten Nutzenpotenzial: 26 digitale Gesundheitstechnologien im Vergleich
Um die Bereiche mit dem größten Nutzenpotenzial zu identifizieren, analysiert die Studie 26 digitale Gesundheitstechnologien. Sie werden in sechs Lösungskategorien kategorisiert.
Lösungskategorie #1: Online-Interaktionen
Durch digitale Lösungen wie Telekonsultationen oder die Fernüberwachung von chronisch Kranken ließen sich 12 Milliarden Euro einsparen. Zum Vergleich: 2018 lag das Einsparpotenzial im Bereich Online-Interaktionen noch bei 8,9 Milliarden Euro.
Lösungskategorie #2: Papierlose Datenverarbeitung
Mit der elektronischen Patienten- beziehungsweise Krankenakte (ePA), die alle Gesundheitsdaten einer Person zentral bündelt, oder dem elektronischen Online-Rezept könnten die Kosten um 9,9 Milliarden Euro gesenkt werden (2018 bezifferte McKinsey das Sparpotenzial auf 9,0 Milliarden Euro)
Lösungskategorie #3: Automatisierung und Arbeitsabläufe
Mittels mobiler Vernetzung des Personals, Prozessautomatisierung oder einer Strichcode-basierten Medikamentenverabreichung könnten Ausgaben in Höhe von 6,7 Milliarden Euro vermieden werden (2018 waren es noch 6,1 Milliarden Euro).
Lösungskategorie #4: Ergebnistransparenz und Entscheidungsunterstützung
Durch digitale Steuerung der Patientenströme, klinische Entscheidungsunterstützung und Leistungsdashboards, die Doppeluntersuchungen reduzieren, ließen sich 6,4 Milliarden Euro einsparen (2018 lag das Einsparpotenzial durch solche Software noch bei 5,6 Milliarden Euro).
Lösungskategorie #5: Patientenselbstbehandlung
Digitale Diagnosetools wie Gesundheits-Apps, Chatbots und Überwachungssysteme chronisch Erkrankter könnten 4,6 Milliarden Euro einsparen (zu 2018 unverändert).
Lösungskategorie #6: Patienten-Self-Service
Die Online-Terminvereinbarung reduziert den Personalaufwand und bietet die Chance, 2,5 Milliarden Euro einzusparen (zu 2018 identisch).
Digitale Gesundheit, E-Health und Enabler-Technologien
Aus den sechs Lösungskategorien bilden die Studienautoren drei große Bereiche des digitalen Gesundheitswesens: digitale Gesundheit (Lösungskategorien 1, 5 und 6), E-Health (Lösungskategorien 3 und 4) und Enabler-Technologien (Lösungskategorie 2).
Die Schlüsselrolle hinsichtlich der Einsparpotenziale durch Digitalisierung im Gesundheitswesen kommt dem Bereich digitale Gesundheit zu. Rund 45 Prozent oder 19,1 Milliarden Euro entfallen auf diesen Bereich. Die digitalen Lösungen reduzieren den Zeit- und Personalaufwand seitens der Ärzteschaft und machen die Einsatzplanung einfacher. Für Patienten reduzieren sich ebenfalls Aufwand und Zeit.
Größter Nutzen: Digitalisierung der Patientendaten
Vergleicht man allerdings die 26 digitalen Gesundheitstechnologien, bietet die elektronische Patientenakte das größte Einsparpotenzial. Durch die ePA ließen sich 7 Milliarden Euro sparen.
Den zweiten Rang belegt die Telekonsultation. Durch Beratungs- und Behandlungsgespräche per Video, Chat und Telefon könnten 5,7 Milliarden Euro eingespart werden.
Die Nutzung von Überwachungstechnologien zur Fernüberwachung chronisch Kranker würde 4,3 Milliarden Euro an Kosten sparen und auf die online Terminvereinbarung entfallen 2,5 Milliarden Euro Einsparpotenzial. Das digitale E-Rezept würde 1 Milliarde Euro einsparen.
Sparpotenzial durch Produktivitätssteigerung
Wenn es um die Aufteilung des Nutzenpotenzials hinsichtlich der Angebots- und Nachfrageseite geht, sind die größten Einsparungen auf der Seite der Leistungserbringer möglich. Die durch eine Digitalisierung im Gesundheitswesen erreichte Produktivitätssteigerung im Bereich E-Health würde mit 66 Prozent den Löwenanteil ausmachen. Im Bereich Enabler-Technologien läge der Wert bei 62 Prozent und im Bereich digitale Gesundheit noch bei 57 Prozent.
Über alle drei Bereiche hinweg entfallen 61 Prozent des Potenzials auf die Leistungserbringer (Produktivitätssteigerungen) und 39 Prozent auf die Nachfrageseite (Verringerung des medizinischen Bedarfs).
Diese Betrachtung zeigt, wie wichtig es ist, das Digitalisierungsvorhaben in allen Einrichtungen der ambulanten und stationären Versorgung sowie weiterer Akteure in der Gesundheitswirtschaft umzusetzen. Ob kleine Hausarztpraxis oder große Klinik mit eigener Gastronomie, ob Labor, Apotheke oder Produktion für Medizinprodukte, überall lohnt es sich, mit innovativen digitalen Lösungen beispielsweise das Prozessmanagement sowie die Arbeitszeitdokumentation zu vereinfachen.
Vor allem im medizinischen Bereich, wo der Bereitschaftsdienst typisch ist und vielfältige Arbeitszeitmodelle sich überlappen, können digitale Hilfsmittel knappe Personaldecken entlasten und die Produktivität und Zufriedenheit des Personals steigern.
Digitalisierung im Gesundheitswesen läuft schleppend
Trotz des durch die McKinsey-Studie aufgezeigten Potenzials kommt das Vorhaben nur langsam voran. Zum einen hindern weiterhin Bedenken zum Datenschutz die Umsetzung, zum anderen plagen Anwendungsprobleme das Projekt Digitalisierung im Gesundheitswesen. Unsicherheiten und Ängste sind beim ärztlichen und nicht-ärztlichen Personal sowie auf Patientenseite vorhanden. Nicht selten fehlt eine klare Definition dessen, was Digitalisierung beinhaltet. Darüber hinaus mangelt es manchmal am Know-how, um etwa innovative Software zur Einsatzplanung vollumfänglich zu nutzen.
Digitale Tools können mehr als viele ahnen
Neben dem Kernbereich der Zeiterfassung für Kleinbetriebe bietet moderne Software im Bereich Personaleinsatzplanung vielfältige Möglichkeiten. Sie kann etwa neue Dienstplanmodelle oder Schichtsysteme ermitteln, wenn kurzfristig die Nachfrage steigt oder sinkt. Zudem kann das digitale Hilfsmittel aktuelle Einschränkungen bei der Verfügbarkeit des Personals berücksichtigen – etwa aufgrund von Quarantäne, Elternzeit oder Kinderbetreuung. An dieser Stelle lohnt also nicht nur die Investition in die Digitalisierung, sondern auch in die menschliche Komponente, die die digitalen Hilfsmittel bedienen und nutzen soll. Das baut auch Ängste vor der Digitalisierung ab, die Unternehmen regelrecht ausbremsen kann.
Bilanz zu bereits eingeführten digitalen Gesundheitstechnologien
Wenn es um die bisher eingeführten digitalen Gesundheitstechnologien geht, ist die Situation noch ausbaufähig. Das E-Rezept sollte eigentlich zum Januar 2022 bundesweit eingeführt werden. Stattdessen wurde die Testphase verlängert und eine stufenweise Einführung ab September 2022 beschlossen. Das zweite digitale Großvorhaben – die ePA – stockt. Die elektronische Patientenakte ist zwar eingeführt, in der Praxis wird sie aber noch wenig genutzt. Viele Arztpraxen, Krankenhäuser und Co. setzen nach wie vor noch auf die gute alte Patientenakte aus Papier, obwohl sich durch eine papierlose Datenverarbeitung Perspektiven für enormes Einsparpotenzial bietet.
Nicht nur Zahlen, auch Menschen zählen
Obwohl es in der McKinsey-Studie um Chancen und Potenziale zur Kosteneinsparung geht, betonen die Studienautoren, dass auch die Menschen von der Digitalisierung des Gesundheitswesens profitieren. Sowohl Patientinnen und Patienten wie auch Ärztinnen und Ärzte sowie alle anderen Beschäftigten im Gesundheitssystem profitieren, wenn Informationen, Daten und Dokumente leicht zugänglich und die Kommunikation auch online reibungslos läuft. Dadurch kann auch die Qualität der Behandlung und Betreuung steigen.
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