Die Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst könnten bald flexibler werden

Im öffentlichen Dienst gibt es eine wachsende Debatte über flexiblere Arbeitszeiten, die sowohl Beamte als auch Tarifbeschäftigte betrifft.

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Die Arbeitszeiten im öffentlichen Dienst könnten bald flexibler werden

Im öffentlichen Dienst gibt es eine wachsende Debatte über flexiblere Arbeitszeiten, die sowohl Beamte als auch Tarifbeschäftigte betrifft.

Der Deutsche Beamtenbund (dbb) fordert im Rahmen der am 24. Januar beginnenden Tarifverhandlungen nicht nur höhere Einkommen, sondern auch zusätzliche freie Tage und ein „Mehr-Zeit-für-mich-Konto“, mit dem Beschäftigte ihre Arbeitszeit flexibler gestalten können. Laut Volker Geyer, dem stellvertretenden dbb Bundesvorsitzenden, ist dies notwendig, um die Überlastung der Mitarbeiter abzufedern und den öffentlichen Dienst als Arbeitgeber attraktiver zu machen. Er argumentiert, dass der Staat am Arbeitsmarkt hinter der Privatwirtschaft zurückbleibt, nicht nur bei der Bezahlung, sondern auch bei der Arbeitszeitsouveränität. Für die Beamtinnen und Beamten des Bundes fordert der bbb eine Reduzierung der Wochenarbeitszeit von 41 auf 39 Stunden.

Öffentlicher Dienst für einen funktionierenden Staat wichtig

Bundesinnenministerin Nancy Faeser hat die Bedeutung des öffentlichen Dienstes als Rückgrat des Staates betont und anerkannt, dass die Mitarbeiter täglich einen unentbehrlichen Dienst leisten. Sie spricht sich dafür aus, dass in den anstehenden Tarifverhandlungen angemessene und gute Lösungen für Bund, Kommunen und Beschäftigte gefunden werden. Faeser hebt hervor, dass der öffentliche Sektor ein attraktiver Arbeitgeber sein muss, mit vielfältigen Aufgaben und Karrierechancen. Sie sieht die Modernisierung von Arbeitstechnologien und Fortbildungsmöglichkeiten als entscheidend an, um dies zu erreichen.

Faeser erwähnte auch, dass die Digitalisierung der Verwaltung Arbeitsprozesse beschleunigen und Beschäftigte entlasten solle. Es wird ein Beratungszentrum für Künstliche Intelligenz aufgebaut, um die Chancen dieser Technologie für die öffentliche Verwaltung zu nutzen.

Die hohe Arbeitsbelastung im öffentlichen Dienst ist ein großes Problem, das durch 570.000 unbesetzte Stellen noch verschärft wird. Geyer betonte, dass die Beschäftigten nicht ausbrennen dürfen, weil sie bergeweise Überstunden vor sich herschieben. Er kritisierte auch, dass Arbeitgeber Personalkosten sparen, indem sie Stellen unbesetzt lassen.

Öffentlicher Dienst soll attraktiver werden

Die Forderungen nach flexibleren Arbeitszeiten sind ein Versuch, diese Probleme anzugehen und den öffentlichen Dienst als attraktiven und zukunftsfähigen Arbeitgeber zu positionieren.

Es bleibt abzuwarten, wie sich die Tarifverhandlungen entwickeln werden. Fest steht, dass die Themen Arbeitsbelastung, Attraktivität des öffentlichen Dienstes und flexible Arbeitszeiten in den kommenden Monaten eine zentrale Rolle spielen werden. Die Bundesregierung habe mit dem neuen Fachkräfteeinwanderungsgesetz, der Reform des Staatsangehörigkeitsrechts und verschiedenen Migrationsabkommen bereits Schritte unternommen, um dem demografischen Wandel entgegenzuwirken und Fachkräfte zu gewinnen, wie es in einem Beitrag des Bundesinnenministeriums heißt.

Lehrer als Beispiel für hohe Arbeitsbelastung im öffentlichen Dienst

Die hohe Belastung vieler Arbeitnehmer im öffentlichen Dienst zeigt sich am Beispiel der Lehrkräfte sehr deutlich. Viele Lehrerinnen und Lehrer erbringen neben ihrer Kernarbeit viele zusätzliche Leistungen, die aber nicht für ihre Arbeitszeit berücksichtigt werden. Eine Möglichkeit, dies transparenter zu machen, wäre die Arbeitszeiterfassung für Lehrer. Hier blockieren die meisten der zuständigen Kultusministerien der Ländern jedoch, und das, obwohl nach den Gerichtsentscheidungen des EuGH und des Bundesarbeitsgerichts die Arbeitszeiterfassung auch für Lehrkräfte verpflichtend ist.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.