Beschäftigte und Arbeitssuchende bevorzugen flexible Arbeitszeit gegenüber Teilzeit

Flexible Arbeitszeiten sind für Beschäftigte und arbeitssuchende Menschen attraktiver als Stellen in Teilzeit und Vollzeit. Das ergab eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung.
Flexible Arbeitszeiten

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Beschäftigte und Arbeitssuchende bevorzugen flexible Arbeitszeit gegenüber Teilzeit

Flexible Arbeitszeiten sind für Beschäftigte und arbeitssuchende Menschen attraktiver als Stellen in Teilzeit und Vollzeit. Das ergab eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung. Dabei gibt es verschiedene Ausprägungen von Arbeitszeitflexibilität.

Wer Familie und Beruf miteinander verbinden möchte, benötigt entweder flexible Arbeitszeitmodelle oder die Möglichkeit, in Teilzeit zu arbeiten. Vor allem Eltern legen außerdem Wert auf einen Kinderbetreuungsplatz oder finanzielle Zuschüsse für die Kinderbetreuung. Das zeigte sich in einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung, für die 2.523 Frauen und Männer zwischen 18 und 65 Jahren befragt wurden.

Für die Studie mit dem Namen “Spannungsfeld Vereinbarkeit: Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Menschen mit Sorgeverantwortung” konnten die befragten Personen fiktive Stellenanzeigen nach ihrer Attraktivität bewerten.

Dabei wurden vor allem solche Stellen bevorzugt, bei denen eine Wahlmöglichkeit zwischen Vollzeit und Teilzeit besteht. Knapp 49 Prozent der Frauen und fast 48 Prozent der Männer wählten eine dieser Stellenanzeigen.

Besonders beliebt bei den Teilnehmern waren flexible Arbeitszeiten ohne Kernzeiten. Entsprechende Stellenanzeigen wurden von 45 Prozent der Befragten gewählt. Personen mit Schichtarbeit bevorzugten dagegen feste Arbeitszeiten.

Obwohl berufstätige Frauen in Deutschland mehrheitlich in Teilzeit arbeiten – aktuell sind es fast 50 Prozent, bei Müttern mit minderjährigen Kindern sind es 67 Prozent – bezogen sich die sechs bei Frauen beliebtesten Stellenanzeigen nicht auf Teilzeitstellen.

Nur die wenigsten Frauen mit Kleinkind arbeiten in Vollzeit

Derzeit arbeiten in Westdeutschland nur 9,2 Prozent der Frauen mit einem Kleinkind unter drei Jahren in Vollzeit und 26,7 Prozent in Teilzeit. In Ostdeutschland arbeiten 21,9 Prozent der Frauen mit Kleinkind in Vollzeit und 23,1 Prozent in Teilzeit.

Dabei bieten gerade nicht oder in Teilzeit beschäftigte Frauen ein großes Potential, um bestehende Fachkräftelücken zu schließen.

Noch immer ist es häufig so, dass Frauen nach der Geburt eines Kindes und dem beruflichen Wiedereinstieg in Teilzeit arbeiten. Ohne flexible Möglichkeiten zur flexiblen Aufstockung stecken Frauen oft in der sogenannten Teilzeitfalle. Eine Alternative kann die Brückenteilzeit sein, die eine vorübergehende Reduzierung der Arbeitszeit ermöglicht.

Verschiedene Formen der Arbeitszeitflexibilität

Flexibilität im Job hat verschiedene Dimensionen. Hier sind nicht nur die Flexibilität für Beschäftigte und die Flexibilität für Arbeitgeber zu unterscheiden, sondern zum Beispiel auch die dynamisch-situative Flexibilität, um sich an spontane Änderungen der Zeitbedarfe anpassen zu können. Eine weitere Variante ist die lebenslauforientierte Arbeitszeitflexibilität.

Bei Arbeitszeitflexibilität geht es also vor allem um Arbeitszeitsouveränität. Sie ermöglicht es Eltern und Personen, die Angehörige pflegen, ihre Arbeitszeiten über den Tag, die Woche und den Monat so zu verteilen, dass es optimal zu ihrer Lebenssituation passt. Dabei sind auch Arbeitszeiten in den Abendstunden, an Feiertagen oder an Wochenenden nicht tabu. Auch eine Vier-Tage-Woche und Auszeiten können dazugehören.

Dabei muss berücksichtigt werden, dass nicht jeder Beruf solche flexiblen Möglichkeiten bietet. Das gilt zum Beispiel für Schichtarbeit, für Lehrerinnen und Lehrer sowie für viele medizinische Berufe wie zum Beispiel Ärztinnen und Ärzte.

Empfehlungen aus der Studie

Eine aus den Ergebnissen der Studie abgeleitete Empfehlung lautet, verstärkt dynamische Arbeitszeitmodelle einzuführen. Dazu kann auch das Lebensarbeitszeitmodell gehören, das es den Arbeitnehmern ermöglicht, je nach Lebenssituation Zeitguthaben aufzubauen oder Minusstunden zu erzeugen. Davon profitieren Arbeitnehmer, weil sie zusätzliche Räume auf dem Arbeitsmarkt erhalten. Und auch Arbeitgeber haben etwas davon, weil sich zusätzliche Arbeitskräfte mobilisieren lassen. Das ist angesichts des sich verstärkenden Fachkräftemangels in Deutschland dringend nötig.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.