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Begünstigen kürzere Arbeitszeiten den sozial-ökologischen Umbau der Gesellschaft?
Die Arbeitszeit nimmt Einfluss auf die Emissionen und bestimmt, wieviel Zeit für andere Dinge bleibt – etwa für Freizeit oder die Sorge für die Familie. Können kürzere Arbeitszeiten den sozial-ökonomischen Umbau der Gesellschaft begünstigen?
Derzeit wird der Arbeitsmarkt in Deutschland, aber auch in Europa, von zwei Themen dominiert: Auf der einen Seite steht der Fachkräftemangel. Es wird immer schwieriger, qualifizierte Mitarbeiter zu finden. Auf der anderen Seite gibt es den Wunsch nach kürzeren Arbeitszeiten. Dieser drückt sich zu Beispiel in dem Bestreben nach Modellen wie der Vier-Tage-Woche aus, wie sie zum Beispiel die IG Metall fordert.
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Dabei können kürzere Arbeitszeiten verschiedene Vorteile mit sich bringen. Damit bleibt mehr Zeit für andere Dinge wie zum Beispiel für die Familie. Das kann dazu beitragen, dass Aufgaben innerhalb der Familie wie etwa die Erziehung der Kinder oder die Pflege Angehöriger gerechter verteilt werden.
Und auch für das Klima könnte von kürzeren Arbeitszeiten profitieren. So stellten zum Beispiel Forscher vom Center for Economic and Policy Research in Washington einen Zusammenhang zwischen längeren Arbeitszeiten in den USA im Vergleich zu Europa und einem höheren Energieverbrauch in den USA fest.
Ebenfalls wird in der Forschung ein Zusammenhang zwischen dem Einkommen und der Größe des ökologischen Fußabdrucks unterstellt. Wer mehr Geld hat, kann mehr konsumieren. Konsum führt zu Emissionen. Weniger Arbeit würde im Umkehrschluss – ein entsprechend geringeres Einkommen vorausgesetzt – zu weniger Emissionen und damit zu einem kleineren ökologischen Fußabdruck führen.
Nicht zu vergessen ist der Weg zur Arbeit. Gerade dann, wenn Arbeitnehmer über weitere Strecken an den Arbeitsplatz pendeln müssen, kann eine Reduzierung der Arbeitszeit ökologisch von Vorteil sein. Voraussetzung ist, dass sich dadurch die Anzahl der Fahrten zur Arbeit reduziert, wie es zum Beispiel bei einer Vier-Tage-Woche der Fall wäre.
Wie stehen die Chancen für kürzere Arbeitszeiten?
Die Voraussetzungen für kürzere Arbeitszeiten gerade auf dem deutschen Arbeitsmarkt sind aber zumindest nicht durchgehend günstig. Weil es derzeit für die Unternehmen schwierig ist, qualifizierte Mitarbeiter zu finden und offene Stellen zu besetzen, kommen aus Sicht der Arbeitgebervertreter Forderungen wie die der IG Metall nach einer Vier-Tage-Woche zur Unzeit.
Hinzukommt die Inflation, die den Wert der Reallöhne schmälert. Kürzere Arbeitszeiten in Verbindung mit sinkender Bezahlung würden damit den Effekt der Inflation verstärken. Und eine Reduzierung der Arbeitszeiten unter Beibehaltung der Löhne und Gehälter wird schwer durchsetzbar sein.
Kürzere Arbeitszeiten und Arbeitszeiterfassung stehen in Verbindung zueinander
Kürzere Arbeitszeiten setzen eine funktionierende und zuverlässige Arbeitszeiterfassung voraus, damit auch tatsächlich sichergestellt werden kann, wie lange tatsächlich gearbeitet wird. Es bleibt abzuwarten, welche Regelungen das geplante Gesetz zur Arbeitszeiterfassung vorsehen wird, das Bundesarbeitsminister Heil für dieses Frühjahr angekündigt hat.
Kürzere Arbeitszeiten und Arbeitszeitflexibilisierung werden Hand in Hand gehen
Die Veränderungen der Arbeitszeiten und der Arbeitsbedingungen werden sehr wahrscheinlich auf verschiedenen Ebenen stattfinden. In manchen Branchen und Unternehmen kann eine Vier-Tage-Woche durchaus funktionieren. Andere werden eher auf Flexibilisierung setzen und zum Beispiel die Möglichkeiten zum Arbeiten im Homeoffice ausbauen. Auch dadurch ließen sich die Fahrten zum Arbeitsplatz reduzieren, was gleichzeitig mehr Zeit für andere Dinge ließe und außerdem ökologisch vorteilhaft wäre.