Arbeitszeit in der Schweiz: je nach Betrachtungsweise hoch oder niedrig

Arbeiten die Menschen in der Schweiz mehr oder weniger als die Menschen in anderen Ländern Europas? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man die in Vollzeit oder die in Teilzeit beschäftigten Menschen betrachtet.
Zürich in der Schweiz - Kai Limmat

© bill_17 / Adobe Stock

Arbeitszeit in der Schweiz: je nach Betrachtungsweise hoch oder niedrig

Arbeiten die Menschen in der Schweiz mehr oder weniger als die Menschen in anderen Ländern Europas? Die Antwort auf diese Frage hängt davon ab, ob man die in Vollzeit oder die in Teilzeit beschäftigten Menschen betrachtet.

Vor dem Hintergrund des herrschenden Fachkräftemangels kritisieren Arbeitgeber häufig vorgeblich gesunkene Arbeitszeiten. Dabei werden oftmals Vergleiche mit anderen Ländern gezogen.

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Solche Diskussionen gibt es nach einem Bericht der NZZ beispielsweise auch in der Schweiz. Der dortige Arbeitgeberverband kritisiert, dass die jährliche Arbeitszeit in der Schweiz innerhalb von zehn Jahren von 1610 auf 1495 Stunden gesunken sei – ein Minus von knapp 14 Tagen pro Jahr. Das schade der Wirtschaft, weshalb die Arbeitszeit erhöht werden müsse, so die Forderung.

Entwicklung der Arbeitszeiten je nach Betrachtungsweise unterschiedlich

Aktuelle Zahlen des Bundesamts für Statistik in der Schweiz lassen einen differenzierten Blick auf die Entwicklung der Arbeitszeiten zu. So wurde insgesamt in der Schweiz im Jahr 2022 mehr gearbeitet als im Jahr zuvor. Der Anstieg beträgt 1,3 Prozent. Damit wurde das Vor-Corona-Niveau erreicht. Dagegen sank die wöchentliche Arbeitszeit der in Vollzeit beschäftigten Mitarbeiter innerhalb von fünf Jahren um fast eine Stunde – genau gesagt um 59 Minuten auf jetzt 39 Stunden und 59 Minuten.

Die Zunahme der gesamten Arbeitsstunden wird von einer Zunahme der Schweizer Bevölkerung verursacht. Die Anzahl der Arbeitsplätze stieg zwischen 2021 und 2022 um 1,5 Prozent. Dagegen sank die Jahresarbeitszeit pro Arbeitsstelle um 0,2 Prozent. Zurückzuführen ist das auf die Abnahme der vertraglich vereinbarten Arbeitszeit sowie auf eine gesunkene Anzahl von Überstunden. Gleichzeitig haben die Abwesenheitszeiten zugenommen, und es wurde mehr Urlaub genommen.

Arbeitszeiten der Schweiz im internationalen Vergleich

Im internationalen Vergleich rangiert die Schweiz mit Blick auf die Arbeitszeiten an unterschiedlichen Positionen – je nachdem, welchen Blickwinkel man anlegt. So liegt die Schweiz zum Beispiel bei der wöchentlichen Arbeitszeit pro Vollzeitstelle im Vergleich mit anderen Ländern der EU / EFTA auf dem ersten Platz und deutlich über dem EU-Schnitt.

Die durchschnittliche Arbeitszeit je erwerbstätiger Person, die alle Beschäftigten einbezieht, liegt in der Schweiz mit 35 Stunden und 45 Minuten dagegen unter dem EU-Durchschnitt von 35 Stunden und 56 Minuten. Das liegt am vergleichsweise großen Anteil der Teilzeitarbeitskräfte an der Schweizer Arbeitnehmerschaft.

Weil die Erwerbsquote, also der Anteil der arbeitenden Bevölkerung, in der Schweiz hoch ist, belegt das Land auch bei der wöchentlichen Arbeitszeit pro Einwohner den Spitzenplatz im europaweiten Vergleich. Der Wert liegt bei 22,8 Stunden, während der EU-Durchschnitt 19,5 Stunden beträgt. Dabei gibt es eine positive Korrelation zwischen Teilzeitquote und Erwerbsquote.

Die Zahlen zeigen, dass die Schweiz ihre ihr Arbeitskräftepotential gut ausschöpft. Gleichzeitig lässt die gesunkene Arbeitszeit pro Vollzeitstelle einen Einkommenseffekt vermuten: Die Menschen müssten in reichen Ländern wie der Schweiz weniger arbeiten, um ihren Lebensunterhalt zu bestreiten, wird Professor Josef Zweimüller von der Universität Zürich im Beitrag der NZZ zitiert. Auch lasse sich aus den Zahlen eine Umverteilung der Erwerbsarbeit herauslesen. Männer würden im Durchschnitt weniger, Frauen dafür mehr arbeiten. Dabei gelte: Man müsse weniger ans persönliche Limit gehen als früher.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.