Arbeitgeber erwarten laut Umfrage mehr Teilzeitarbeit und flexiblere Arbeitszeiten

Unternehmen in Deutschland rechnen mit einer deutlichen Zunahme von Teilzeitbeschäftigung sowie mit einer zusätzlichen Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Das entspricht den Wünschen vieler Arbeitnehmer, widerspricht aber Forderungen aus der Wirtschaft.
Teilzeitkraft in Café

Arbeitgeber erwarten laut Umfrage mehr Teilzeitarbeit und flexiblere Arbeitszeiten

Unternehmen in Deutschland rechnen mit einer deutlichen Zunahme von Teilzeitbeschäftigung sowie mit einer zusätzlichen Flexibilisierung der Arbeitszeiten. Das entspricht den Wünschen vieler Arbeitnehmer, widerspricht aber Forderungen aus der Wirtschaft.

Wie wird der Arbeitsalltag in einigen Jahren aussehen? Diese Frage stellen sich Unternehmen, Arbeitnehmer sowie deren Vertretungen in Form von Verbänden und Gewerkschaften.

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Tendenzen lassen sich aus einer aktuellen Umfrage ableiten, welche die berufeundfamilie Service GmbH unter 91 Vertretern verschiedener Arbeitgeber und anderer Organisationen im Zeitraum vom 4. September bis zum 18. Oktober durchgeführt hat.

Deutliche Zunahme von Teilzeitbeschäftigung erwartet

Nach den Erwartungen der Arbeitnehmer wird der Anteil der Teilzeitbeschäftigten bis Ende 2030 deutlich zunehmen. Davon gehen mit 74,7 Prozent fast drei Viertel der befragten Personen aus. 53,9 Prozent rechnen mit einer Zunahme des Anteils männlicher Teilzeitkräfte. Dies gilt vor allem für Väter. Nach Auffassung von 69,2 Prozent der Befragten werden sie zukünftig einen größeren Anteil an den Teilzeitkräften stellen. Noch höher ist die Übereinstimmung, wenn es um das Thema Pflege von Angehörigen geht: Hier erwarten 79,2 Prozent der Arbeitgeber, dass pflegende Personen ihre Arbeitszeit reduzieren werden. Dagegen rechnen 56 Prozent der Arbeitgeber damit, dass Frauen ihre Arbeitszeiten ausweiten werden.

Unternehmen rechnen mit steigender Bedeutung der Work-Life-Balance

All das zeigt, dass nach den Erwartungen der Arbeitgeber die Vereinbarkeit von Familie und Beruf und damit auch die Work-Life-Balance im Mittelpunkt zukünftiger Entwicklungen der Arbeitszeit stehen werden. Dementsprechend erwarten 75,8 Prozent der Arbeitgeber, dass bis Ende 2030 eine wachsende Anzahl von Beschäftigten ihre Arbeitszeit zugunsten einer besseren Work-Life-Balance reduzieren wird. Lediglich 14 Prozent sehen das nicht so.

Vier-Tage-Woche kein Standardmodell

Dass die Freizeit gegenüber dem Gehalt einen wachsenden Stellenwert erhalten wird, glaubt ebenfalls eine Mehrheit der Arbeitgeber. 53,9 Prozent rechnen damit, dass im Laufe dieses Jahrzehnts die meisten Arbeitgeber ihr Gehalt bzw. Gehaltserhöhungen gegen Freizeit eintauschen werden. Einen neuen Arbeitszeitstandard von 30 Stunden für Vollzeitkräfte wird es aber nach Auffassung 55 Prozent der Teilnehmer trotzdem nicht geben. Das gilt auch für eine Vier-Tage-Woche. 57,2 Prozent der Arbeitgeber glauben nicht daran, dass diese bei gleichbleibender Gesamtarbeitszeit zum Standard wird. Demgegenüber erwarten 71,4 Prozent der Befragten, dass die Fünf-Tage-Woche auch 2030 noch das meist genutzte Arbeitszeitmodell sein wird.

Erwartungen zur Flexibilisierungen der Arbeitszeit

Eine komplette Flexibilisierung der Arbeitszeit erwarten 35,2 Prozent der Arbeitnehmer und damit mehr als ein Drittel. 40,7 Prozent sehen die Arbeit von „9 to 5“ als Auslaufmodell. Dennoch rechnen 36,3 Prozent damit, dass die meisten Beschäftigten weiterhin zwischen 9 und 17 Uhr arbeiten werden.

Mit der Etablierung neuer betrieblicher Arbeitszeitkonzepte wie atmender Arbeitszeiten (längere Arbeitszeiten bei hoher Auslastung, geringere Arbeitszeiten bei niedriger Auslastung) sowie Gruppenarbeitszeiten rechnen 59,3 Prozent.

Mit Konflikten innerhalb der Belegschaften aufgrund der Inanspruchnahme flexibler Arbeitszeiten rechnen 69,2 Prozent der Arbeitgeber.

Vor allem der Einsatz von Arbeitszeitkonten ist nach Ansicht der Befragten ein geeignetes Instrument zur Flexibilisierung der Arbeitszeiten. 56,2 Prozent sehen das so.

Bewertung

Für Arbeitgeber wird es nicht einfacher: Sie sehen sich zunehmend mit Wünschen nach kürzeren und flexibleren Arbeitszeiten der Mitarbeiter konfrontiert. Das zeigen beispielsweise die Forderungen der IG Metall, der GDL und zukünftig auch der Gewerkschaft ver.di nach kürzeren Arbeitszeiten und einer Vier-Tage-Woche.

Gleichzeitig schaffen flexible Arbeitszeiten mehr Komplexität bei der Personaleinsatzplanung und der Dienstplanerstellung. Zu berücksichtigen ist auch die verpflichtende Arbeitszeiterfassung. Insbesondere bei flexiblen und wechselnden Arbeitszeiten und Einsatzorten bedarf es dazu passender Tools.

Aus Sich der Beschäftigten sind die Perspektiven günstig: Aufgrund des Arbeits- und Fachkräftemangels in vielen Branchen haben sie eine gute Verhandlungsposition und können ihre Forderungen besser durchsetzen als noch vor einigen Jahren.

Aus Sicht der Wirtschaft gibt es Warnungen, dass kürzere Arbeitszeiten den Fachkräftemangel verstärken können. Von den Gewerkschaften heißt es dazu, kürzere Arbeitszeiten können die Attraktivität der Berufe, beispielsweise solcher mit Schichtarbeit, stärken und damit für zusätzliche Bewerber sorgen.



Verfasst von Christian Kunz

Christian verfügt über langjährige Erfahrung in den Bereichen Projektmanagement, Produktmanagement sowie agiler Projektentwicklung, die er in verschiedenen Unternehmen erworben hat.